Bildquelle: Integrationrocks | CC-BY-SA-3.0 | Wikimedia Common
Wenn ich mir die ganze Integrationsdebatte in den Medien anschaue, wird mir ungemütlich. Auch wenn man sagt, dass diese Debatte meinen Alltag nicht bestimmen darf, tut sie es dennoch. Immer wieder leitet es einen dazu, sich in Diskussionen mit Freunden zu verwickeln, nicht nur im Internet, sondern auch im realen Leben. An diesen Debatten ärgert mich häufig, dass die Medien die Meinungsmacher in den Vordergrund stellen. Dies wird auch noch durch einige Politiker-Meinungen unterstrichen. Es wird kein differenziertes Bild dargestellt, sondern nur ein Teil der Wirklichkeit. Nicht, dass es keine differenzierten Meinungen gäbe, nur werden diese nicht in den Medien behandelt. Ob es nun aufgrund der Einschaltquoten so ist, oder aus welchem Grund auch immer, sei mal dahingestellt.
Dieser Eintrag ist mein erster in meinem Blog. Diesen habe ich eröffnet, um einfach mal meine Gedanken niederzuschreiben, aber auch mal differenzierte Meinungen, Studien und auch Artikel vorzustellen. Ich fange einfach mal damit an, von meinem Besuch eines Vortrags von Prof. Ahmet Toprak zu berichten. Zunächst mal muss ich sagen, dass der Vortrag sehr konstruktiv war und ich Impulse für mich mitgenommen habe. Toprak hat in seiner Studie 124 Personen muslimischen Glaubens interviewt. Die Studie hat er dann als Buch publiziert. Mich wundert es natürlich nicht, dass nicht über das Buch in den Medien berichtet wird. Warum das so ist, liegt auf der Hand: Der Titel heißt, „Integrationsunwillige Muslime?“. Der springende Punkt ist das Fragezeichen hinter dem Titel.
Das Publikum bestand aus Einheimischen und Migranten. Organisiert wurde es von der Al-Kutubia Buchhandlung. Nach einem 45 min. Vortrag von Herrn Prof. Toprak, gab es eine Podiumsdiskussion. Hier hat man gemerkt, wie sehr die aktuelle Debatte den Alltag der Menschen beeinflusst. So, nun zu einigen Ausschnitten aus dem Buch. Auf S. 15 schreibt Toprak folgendes:
„Im Rahmen dieser Studie wurden insgesamt 45 Interviews (35 Einzel- und zehn Gruppeninterviews) in den Großstädten München, Berlin und Dortmund durchgeführt, 124 Personen zwischen 15 und 74 Jahren wurden befragt. Im Einzelnen sind dies:
- Die Besucher eines türkischen Kulturvereins in München Männer und Frauen getrennt Methode: Gruppen- und Einzelinterviews (zwei Gruppeninterviews, zehn Einzelinterviews)
- Die Besucher eines arabischen Kulturvereins in Berlin Männer und Frauen getrennt Methode: Gruppen- und Einzelinterviews (zwei Gruppeninterviews, neun Einzelinterviews)
- Die Besucher eines Anti-Aggressivitäts-Trainings für Jungen und junge Männer Methode: Gruppen- und Einzelinterviews (ein Gruppeninterview, sechs Einzelinterviews)
- Die Besucher eines Männercafes in Dortmund Methode: Gruppen- und Einzelinterviews (zwei Gruppeninterview, fünf Einzelinterviews)
- Die Besucher eines Jugendzentrums in München Methode: Gruppeninterviews (zwei Gruppeninterviews mit 13 Personen)
- Der Vorsitzende und die Sprecherin eines Kulturvereins in Dortmund Methode: Einzelinterview (zwei Interviews)
- Ein Imam aus Berlin Methode: Einzelinterview (ein Interview)
- Eine ehemalige Hürriyet-Redakteurin Methode: Einzelinterview (ein Interview)
- Ein Lehrer aus Dortmund, der türkischen Ergänzungsunterricht erteilt Methode: Einzelinterview (ein Interview)“
Die Interviews wurden auf Tonband aufgenommen, so Toprak. Beim Interview mit den Frauen über das Kopftuch, betont Toprak auf S. 33 folgendes:
„Im Gegensatz zur deutschen Debatte – das Kopftuch sei ein Zeichen für die Unterdrückung der Frauen – konnte aufgezeigt werden, dass die Trägerinnen und Befürworter des Kopftuches differenzierte Motive haben. Dass viele „Gastarbeiterinnen“ der ersten Generation das Kopftuch aus Gewohnheit, Tradition oder als Schutz vor Umwelteinflüssen tragen, ist der deutschen Mehrheitsgesellschaft wenig bekannt.“
Wie wir an diesem Ausschnitt des Resümees sehen, wird ein fundierteres Bild über das Kopftuch dargestellt, als es in den Medien üblich ist. Ohne aber jetzt das ganze Buch zu dokumentieren, nenne ich nur die Begriffe die ebenfalls in dem Buch angesprochen werden: Ehrenmord, Zwangsehe, Gleichberechtigung und Geschlechterrollen, Teilnahme am Schwimm-, Sport- und Sexualunterricht sowie Klassenfahrten.
Bei diesen Tehmen ist es ähnlich wie beim Kopftuch. Das sagt mir, dass die Medien gar kein Interesse daran haben, die soziale Wirklichkeit sichtbar zu machen. Betrachten wir die Medien als einen Akteur, so kann man das Modell Homo-Oeconomicus in vollen Zügen beobachten. Mit der Hoffnung, dass sich dieses egozentrische Verhalten der Medien bald ein Ende hat, bis zum nächsten Eintrag…