von Hilal Özcan, Esma Özer und Mislina Doganc
Vor 50 Jahre kame die erste Gastarbeiter nach Deutschland. In den siebziga jahre fing dann die ganze Sach’ mit der Integration an. Uf ein ma wars problematisch Migrante zu habe. Zurück sollte sie gehe in dere Heimat mit dere Kultur. Sie würde uns Arbeitsplätze… Stopp! – hier ist erst einmal ein Cut zu setzen, da sich der Artikel sonst nicht von den uns bekannten Inhalten der Integration unterscheiden würde.
Vielmehr wollen wir den Begriff der Integration aus dem Blickwinkel der „deutschen Sprache“ beleuchten. Eine Voraussetzung für die Integration ist die Kommunikation und diese findet bekanntlich durch Sprache statt. Es ist für eine Verständigung also unabdingbar, die gleiche Sprache zu sprechen, doch was heißt eigentlich „gleiche Sprache“? Sprechen nur Menschen aus unterschiedlichen Ländern eine andere Sprache, oder sind nicht auch die verschiedenen Dialekte eines Landes schon eigene sprachliche Systeme? Es wird jeder schon einmal die Erfahrung gemacht haben, dass man Probleme dabei hat, einen anderen Dialekt als den Eigenen zu verstehen. Doch woher kommen die Unterschiede und wer weiß schon, was das „richtige“ Deutsch ist?
Erst seit dem 15. Jahrhundert wird die Sprache vereinheitlicht
In Deutschland gibt es rund 16 Dialekte, wie zum Beispiel Bayerisch, Sächsisch, Westfälisch oder Schwäbisch. Bis zum 15. Jahrhundert war es geläufig, nur den Dialekt der jeweiligen Region zu sprechen. Etwa zur Mitte des 15. Jahrhundert kam man auf die Idee, die Regionen durch eine Sprache zu vereinen. Somit war auch der erste Schritt zur Entwicklung der hochdeutschen Sprache getan. Mittlerweile ist Hochdeutsch in der Mehrheitsgesellschaft zu einer Selbstverständlichkeit geworden, doch zu Recht?
Die Ergebnisse der Umfragen mit den Stuttgartern haben deutlich gezeigt, dass dem nicht so ist. Für die Mehrheit der Befragten ist ein Dialekt selbstverständlich. Besonders im Schwabenland spreche jeder „so wien d’ Schnabel g’wachse isch“. Für viele wäre es fatal, nur Hochdeutsch sprechen zu müssen. Der Dialekt trage für sie eine besondere Bedeutung, da er Kultur und Geschichte beinhalte. Auch wenn der eine oder andere Stuttgarter Dialekte eher abstoßend finde, würde er ungern auf sie verzichten. Die Fähigkeit, zwischen Dialekt und Hochdeutsch wechseln zu können, erscheint den Bürgern besonders wichtig. In dem Kontext äußert sich ein afroeuropäischer Mitbürger wie folgt:
„Im jedem Land, egal, ob Norden oder Süden, haben die Menschen durch verschiedene Kulturen eine andere Sprache und das ist völlig normal. Ich finde es interessant, dass jeder das spricht, was man in seiner Community lernt. Warum sollte man den Dialekt der Vorfahren nicht behalten? Deutsch ist Deutsch, ob mit oder ohne Dialekt.“ Wie sich zeigt sind unterschiedliche Dialekte für die Stuttgarter durchaus wichtig, doch ist der Akzent genauso willkommen?
Auch Kiezdeutsch hat eigene Grammatik
Erstaunlicherweise hat sich gezeigt, dass auch Akzente oder die besonderen Sprachgewohnheiten im Deutschen von Personen mit Migrationserfahrung als eine Bereicherung angesehen werden. Wichtig sei, dass eine Kommunikation zwischen zwei Menschen stattfinden könne, wofür eine akzentfreie Sprache notwendig sei. Es sei ohnehin schwer genug, eine neue Sprache zu erlernen, warum solle man noch einmal alles erschweren? Schließlich erkenne man einen Deutschen im Ausland auch sofort an seiner Aussprache. „Why not“, wenn jeder zur Vielfalt einer Sprache beitragen kann?
Im Hinblick auf die Frage meint die Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese, dass Personen mit Migrationserfahrung im Laufe der Jahre ihren eigenen Dialekt entwickelt haben: das „Kiezdeutsch“. Es handele sich hierbei um eine landesweite, aber informelle, alltagssprachliche Form der deutschen Sprache. Das Kiezdeutsch sei nicht als Sprachmangel anzusehen, sondern vielmehr als eine Weiterentwicklung der Dialektgrammatik. Hinter den Formulierungen stecken keine Fehler, sondern schlüssige, sprachliche Entwicklungen. Deshalb, kama schwör’n, dass, wenn man „Alter“ sagt, des kei Fehler isch. Denn nach Wiese hat jeder Satz seine eigene Dialektgrammatik.
Genauso, wie das Kiezdeutsch seine eigene Grammatik hat, haben auch andere Dialekte ihre eigenen Schemata. Deshalb kann man hier nicht radikal zwischen Schwarz und Weiß entscheiden. Man bewegt sich immer im grauen Bereich, es gibt kein Richtig oder Falsch. Der graue Bereich beinhaltet sowohl die Dialekte als auch den akzentuierten Sprachgebrauch.
So hemma am Ende entschlosse, dass de Integration de Dialekte und de Akzente eine schöne Bereicherung der deutschen Sprache sei. Deshalb wolle ma des auch weiderhin beibehalte.
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