Der Flughafen war wie immer erfüllt mit Leben. Lachen und Weinen, Angst und Vorfreude, Stress und Glück; alles konnte man in den Gesichtern sehen die an den kleinen Rollstuhl vorbei liefen. Aber nur die wenigsten beachteten den kleinen Jungen der im Rollstuhl saß und all das beobachtete. Ahmad war nun schon zum zweiten Mal mit Rollstuhl hier. Beim ersten Mal hatte er befürchtet alle würden ihn anstarren. Er hatte sich vorgestellt wie er mit Rollstuhl im schmalen Flugzeug den anderen Passagieren im Weg stehen würde. Oder wie man ihn nach der Landung mühselig die Treppe aus den Flieger herunterschleppen würde. Er hatte gar nicht erst in Urlaub gehen wollen. Nie wieder. Nicht im Rollstuhl. Nur Tante Selma zuliebe war er mitgekommen.
„Du wirst sehen“, hatte sie gesagt, „es wird sich lohnen!“
Und es kam alles anders als er befürchtet hatte. Tante Selma hatte sich um alles gekümmert. Der Flug war super und überall wo sie hinkamen war schon alles vorbereitet. Die Tipps hatte sie aus einen Artikel in der Sächsischen Zeitung geholt. Keiner war genervt von Ahmads Rollstuhl. Nicht einmal Ahmad. Er hatte sich so frei gefühlt wie schon lange nicht mehr und ein wenig war er traurig dass er nun zurück musste. Zuhause gab es wieder Treppen. Zuhause brauchte er Hilfe beim Duschen und die Toilette war auch nicht rollstuhlgerecht. Nicht wie in der Ferienwohnung.
„Na los“ Tante Selma strahlte Ahmad an. Sie hatte das Gepäck geholt und schon ein passendes Taxi organisiert. „Guck nicht so traurig. Deine Eltern freuen sich bestimmt schon auf dich!“
„Ja, ja“ stöhnte Ahmad und fuhr seiner Tante hinterher.
Die Taxifahrt dauerte eine Stunde. Schon bald konnte Ahmad seine Nachbarschaft erkennen. Die Häuser, die Gärten, Frau Müllers grüner Kleinbus und Herr Stepanows altes Fahrrad. Nun sah Ahmad auch sein Haus. Mama und Papa standen schon draußen und winkten freudestrahlend. Doch etwas war anders. Die kleine Treppe zum Hauseingang war nicht mehr notdürftig mit einem Holzbrett bestückt.
„Wow, eine Rampe!“ rief Ahmad als er seinen Eltern entgegen rollte.
„Überraschung!“ jubelten die beiden glücklich. Sie hatten alles umgebaut. Nicht nur die Treppe zum Eingang. Alles. Das Bad, die Küche, die Türen, die Zimmer.
„Was habe ich gesagt?“ grinste Tante Selma, „es wird sich lohnen!“
Und sie hatte Recht gehabt.