Es war Sommer. Herr Schmidt stand zufrieden vor seinem Werk und wischte sich den Schweiß mit seinem Taschentuch von der Stirn. Nun war sie also fertig, die Einliegerwohnung. Herr Schmidt wollte sie vermieten. Man wird ja schließlich nicht jünger, und die Rente wird wohl nicht so berauschend sein. Die Einliegerwohnung hatte sie sogar einen eigenen Eingang über eine Treppe am Haus. Herr Schmidt war zufrieden.
Schon wenige Tage später hatte er die ersten Anfragen. Sympathisch waren die ihm aber nicht. Und das große Problem, bei einer Einliegerwohnung, ist ja, dass man die Leute dann ständig vor der Nase hat! Und nun wollte einer dieser Flüchtlinge vorbei kommen. Herr Schmidt war skeptisch. Er hatte auch eigentlich nur eingewilligt, weil niemand denken sollte er sei Rassist. Man kann ja immer noch nein sagen. So ein Araber im eigenen Haus, ob das gut gehen kann? Und dann hatte der noch irgendwas von Familie gesagt. So richtig gut Deutsch konnte der auch nicht. Es klingelte. Herr Schmidt öffnete die Tür.
„Die Wohnung ist da oben“
Vor ihm standen ein junger Mann und eine junge Frau mit einen kleinen Jungen an der Hand. Sie grüßten freundlich lächelnd und der kleine Junge winkte schüchtern. Sie sahen gepflegter aus als Herr Schmidt sich das vorgestellt hatte.
„Ja, also, ähm… die Wohnung ist da oben“ stammelte her Schmidt, und ging mit ihnen nach oben.
Die frau hatte ein leuchten in den Augen, das Herr Schmidt mit Stolz erfüllte. Jawohl! Er hatte ganze Arbeit geleistet! Eine schöne Wohnung war es!
„Sehr schön!“ sagte der Mann. Sein Sohn sah Herr Schmidt mit großen, schwarzen Augen an. Und da geschah es. Herr Schmidt brachte das ‚nein‘ das er sich vorgenommen hatte, nicht über die Lippen.
„Ab wann sie ist frei?“ erkundigte sich der Vater des Jungen mit seinen kaputten deutsch.
„Von mir aus könnt ihr morgen einziehen“ sagte Herr Schmidt.
Einige Wochen später hatte Herr Schmidt seine Schwester zu Besuch.
„Du hast dir eine Flüchtlingsfamilie ins Haus geholt?“ fragte sie ungläubig, „also du bist ganz schön mutig.“
„hm“ machte Herr Schmidt nur.
„Und was ist das da?“ seine Schwester zeigte auf einen befüllten Teller auf dem Tisch.
„Baklava“ sagte Herr Schmidt, „hat meine Nachbarin gebacken. Sie backt mir oft was.“
Am Küchenfenster klopfte es und der Kleine erschien hinter der Scheibe. Schmidt machte auf.
„Wollen wir Fußball spielen Onkel Hans?“ fragte er.
„Heute nicht, Ahmed, ich hab Besuch“
„Hallo, Besuch!“ strahlte Ahmed die Frau an.
„Fußball?“ staunte sie, „und Gebäck? Na du lässt dir’s ja gut gehen.“
Hans lächelte.