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Integration

Medienhof: „Integration und Bildungsarbeit unerwünscht“

Die IntegrationsbloggerBy Die Integrationsblogger3. Juli 2015007 Mins Read
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Wenn schon einmal etwas gut läuft… Da engagieren sich Menschen für Integration und Bildung – und weil die Bürokratie das Projekt nicht richtig einordnen kann, wird es nicht gefördert. Die Schließung droht. Der Medienhof in Berlin Wedding machte mit einem Video auf die Problematik aufmerksam, das durch die sozialen Netzwerke geisterte. Wir hoffen, dass mit unserem Interview weiteres Bewusstsein geschaffen wird, damit der Medienhof nicht geschlossen wird.

Resul Özcelik: Wie seid Ihr auf die Idee Medienhof gekommen?

© Medienhof

Herbert Weber: 1998, als ich nach Berlin kam, habe ich an der Neumark-Grundschule in Schöneberg als Nachhilfelehrer gearbeitet. Weil  die Deutschförderung dort so schlecht gelaufen ist, hat ein türkischstämmiger, alter Lehrer, Herr Metin, mit den türkischstämmigen Eltern zusammen Deutsch-Kurse für die Kinder am Nachmittag organisiert. Mich hat es geschockt, dass die Kinder nicht genügend in der Schule gefördert werden und die teilweise mittellosen Eltern das selbst finanzieren und organisieren mussten. Außerdem haben mich aber auch das erschreckend schlechte Allgemeinwissen und die extrem schlechte Lese- und Schreibkompetenz der Schüler überrascht. Mir war schnell klar, dass auch die Lernwilligen und Schlauen ohne zusätzliche Hilfe viel schlechtere Bildungschancen haben als Kinder aus deutschstämmigen Bildungsbürgerfamilien.

2005 gab es dann ein Förderprogramm der Stiftung Mercator für die Sprachförderung von jungen Migranten im Fachunterricht. Ich habe mich darauf beworben und im 3. Hinterhof im Wedding die Bildungsförderung SPRINT gestartet. Wir geben Nachhilfe und helfen beim Lesen und Schreiben auf Deutsch. Die Lehramtsstudenten, die das Projekt im Medienhof und auch an sieben Schulen im Kiez durchführen, lernen ebenfalls viel dazu, weil sie praktisch mit Kindern aus türkisch- und arabischstämmigen Familien arbeiten, was sie im Studium normalerweise nicht tun. Das Projekt bringt also nicht nur den Kindern und Jugendlichen im Kiez etwas, sondern auch den Studentinnen und Studenten.

Der Medienhof ist durch den Rost der Bürokratie gefallen

Andreas Molau: Warum soll der Medienhof geschlossen werden?

© Medienhof

Herbert Weber: Nach der Stiftung Mercator förderte uns die Lotto-Stiftung Berlin, dann das Programm Aktionsräume Plus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, zwischendurch das Quartiersmanagement und die Schulen selbst mit Bonus-Mitteln. Die VHS-Mitte und die DEGEWO halfen uns bei der Miete. Immer wieder gab es großzügige private Spender, wie Herrn Dr. Bloechle oder den Gründer der Kemis-Stifung, Herrn Schäff.

Nie hat uns aber die Bildungsverwaltung einen Cent gegeben, obwohl wir mit der Lehrerausbildung und der Bildungs- und Sprachförderung direkt Schulen und Bildungsaufgaben unterstützen. Die Bildungsverwaltung sah uns als nicht zuständig für Bildung an und hat uns eher als unzulässige Nebenstruktur wahrgenommen. Das wurde in geschliffeneren Worten auch so in Stellungsnahmen formuliert. Leider ist nur die Schulbehörde in Berlin für Bildung zuständig. Als freier Träger und außerschulisches Projekt sind wir in ihren Augen nicht förderungswürdig. Bundesbehörden wie das BAMF oder das Familienministerium sehen uns dann jedoch wieder als Bildungsprojekt an, das sie wegen des Kooperationsverbots im Bildungsbereich nicht fördern dürfen. Wir sitzen also zwischen den Stühlen.

Wenn nun im August die Förderung durch die Deutschen Stiftung Klassenlotterie Berlin ausläuft, haben wir kein Geld mehr. Für Honorare, Miete und eine halbe Stelle brauchen wir 100.000 Euro im Jahr. Damit können wir immerhin mit 50 Studierenden über 200 Schülerinnen und Schüler aus dem Brennpunktkiez regelmäßig fördern. Dieses Geld, das in etwa das Äquivalent zu zwei Lehrerstellen darstellt, gibt es aber vom Land Berlin nicht.

Andreas Molau: Seit wann seid Ihr am Start und welche Arbeitsschwerpunkte habt Ihr?

© Medienhof

Den Medienhof-Wedding und das SPRINT-Projekt an den sieben Kooperationsschulen im Kiez gibt es seit 2005. Die Kinder haben Riesenlücken in der Allgemeinbildung. Viele wissen leider auch im 6. Schuljahr nicht, was ein Huf oder was eine Lawine ist. Auch nicht auf Türkisch oder Arabisch. Wir müssen also sowohl inhaltlich arbeiten und Wissen aufbauen, als auch sprachlich arbeiten und das neue Wissen benennen. Alle Kinder und Jugendlichen können sich im Alltag über konkrete Fragen unterhalten, habe aber in der Regel Riesenprobleme, komplexe, abstrakte Texte zu verstehen und noch größere Probleme, sich schriftlich auszudrücken.

Es gibt hier viele lernwillige Kinder und Jugendliche, die großen Fleiß zeigen. Sie finden aber in der Familie wenig Unterstützung und leider versagt auch die Schule häufig, weil sie mit den komplexen Problemen vieler Schülerinnen und Schüler überfordert ist. Wir fördern deshalb die lernwilligen Schülerinnen und Schüler, die zu uns kommen. Wir machen das niedrigschwellig, zwingen sie also nicht, zu bestimmten Zeiten zu kommen oder hier für eine bestimmte Zeit zu sitzen. Sie können kommen und gehen, wann sie wollen und bekommen, was sie nachfragen und brauchen. Wir gehen auf einzelne Schüler ein und können zusätzlich und individuell fördern. Das hat vielen Jugendlichen schon zu MSA oder Abitur verholfen.

Wir haben auch schon innovative DaZ-Lernmaterialien entwickelt, leider fehlen uns für diesen Aspekt aber meist die Ressourcen.

An den Schulen gibt es ebenfalls individuellen, zusätzlichen Förderunterricht. Dort helfen die Lehramtsstudenten allerdings auch noch als Sprach- und Fachassistenten unterstützend im Regelunterricht.

Außerdem haben wir eine Lerngruppe, in der die motivierten älteren Schülerinnen und Schüler selbst zu Lehrern werden und mit Grundschülern üben. Sie sind sozusagen Bildungsvorbilder für die Kleinen und verdienen dabei auch etwas Geld.

Was leider immer wichtiger geworden im Laufe der Zeit, ist die Auseinandersetzung mit ziemlich radikalen Positionen der Schüler. Wenn es zum Beispiel um die „Affentheorie“ geht, die als absurd abgelehnt wird, oder wenn die Angriffe auf Charlie Hebdo eigentlich begrüßt werden. Wir machen das nicht explizit, aber es gibt immer wieder Diskussionen zwischen den Studenten und den Schülern. Der friedliche und freundschaftliche Austausch zwischen verschiedenen Einstellungen, Kulturen und sozialen Milieus ist in meinen Augen aber auch ein Aspekt unserer Arbeit. Der Wedding ist so homogen türkisch-arabisch und islamisch geworden, dass die Begegnung mit „deutschen“ Ansichten und Lebenseinstellungen im Alltag sonst wenig vorkommt.

Eine Zukunft ist möglich

Andreas Molau: Welche Pläne gibt es für die Zukunft, wenn das Projekt ausfinanziert wäre?

© Medienhof

Herbert Weber: Die Bildungsergebnisse bei Vergleichstests sind im Wedding, in Neukölln, in Kreuzberg oder in Marzahn erschreckend. Nach meiner Erfahrung gibt es aber überall, sogar im verrufendsten Brennpunktkiez, viele Eltern und Kinder, die unbedingt einen Bildungserfolg wollen. Diese Kinder werden viel zu wenig unterstützt. Sie gehen im oftmals chaotischen Schulbetrieb unter. Die Lernvoraussetzungen sind häufig so schlecht, dass sie einfach jemanden brauchen, bei dem sie nachfragen können und der ihnen über Lernhürden hilft. Kurz: Wir könnten ein Projekt wie SPRINT zweimal im Wedding anbieten, in Neukölln, in Kreuzberg oder in Spandau, und es wäre überall voll. Die Nachfrage nach Nachhilfe ist riesig. Leider gibt es aber die meisten Nachhilfeinstitute in Pankow oder Zehlendorf ,wo man die sowieso schon privilegierten Kinder fördert, deren Eltern sich private Nachhilfe leisten können.

Mit dem SPRINT-Projekt kann man genau die Familien erreichen, die für ihre Kinder mehr wollen. Es wäre das perfekte Projekt „Integration durch Bildung“. In anderen Städten wie Hamburg oder Duisburg sieht es ja nicht anders aus.

Wenn also Geld da wäre, könnte man das Projekt quantitativ fast bundesweit ausdehnen. Qualitativ wäre es wichtig, endlich adäquate Lernmaterialien herzustellen, die auf die schlechten sprachlichen Lernvoraussetzungen der Kinder mit Migrationshintergrund eingehen.

Wir haben immer wieder Angebote gemacht, um mit Ausflügen aus dem Kiez heraus oder mit Theaterprojekten Kindern auch andere Formen von Bildung anzubieten. Auch das könnte man verstärken.

Andreas Molau: Was kann jeder Einzelne tun, der den Medienhof toll findet, damit Ihr weiter arbeiten könnt?

© Medienhof

Jede Spende hilft, aber auch das Weitersagen und die Kontakte zu Menschen, die vielleicht Zugang zu mehr Ressourcen oder zu mehr Öffentlichkeit haben. Ehrenamtliches Engagement ist herzlich willkommen. Nach meiner Erfahrung ist es häufig aber nicht verbindlich genug. Auf Dauer müsste das Projekt schon richtig finanziert sein.

Resul Özcelik: Kann so ein Projekt auch von anderen in Deutschland gestartet werden?

Herbert Weber: Überall und gerne. Wie gesagt, meine Erfahrung ist, dass es immer eine riesige Nachfrage für Einzelnachhilfe gibt, weil die Not, die viele Schülerinnen und Schüler in der Schule haben, enorm ist. Es gibt keine Lizenz oder keinen Alleinvertretungsanspruch von SPRINT. Jede und jeder kann gerne eine ähnliche Bildungsinitiative starten.

Danke für das Gespräch!

Weitere Informationen zum Projekt: www.foerderunterricht-sprint.de

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