Ich bin hier in Deutschland geboren und aufgewachsen. In zwei verschiedenen Orten habe ich bisher gelebt. Aber vielleicht entdecke ich auch noch einmal einen ganz anderen Ort.
Den ersten Ort habe ich nach 3 Jahren verlassen. Meine Eltern sind mit mir umgezogen, da wir hier mehr Familie haben.
Seit dem wohne ich in diesem Ort. Es ist mal besser, mal schlechter. Ich denke, das hat jeder mal, der lange an einem Ort wohnt. Vielleicht bin ich auch einfach ein Mensch, der hin und wieder eine Veränderung braucht.
Ich kann aber sagen, dass ich hier sozusagen integriert bin. Das als Deutsche in einem deutschen Ort zu sagen klingt jetzt vielleicht seltsam.
Aber manchmal kam es mir doch so vor, als würde ich nicht so ganz hier hin passen. Vielleicht lag es an der Entwicklung in mir selbst oder den äußeren Umständen. Ich weiß es nicht.
Je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich hier zurecht gefunden. Kannte die Orte, wo ich hinging. Fast jede Straße ist mir bekannt. Ich kenne die Menschen und sie kennen mich.
Ein Teil der Gemeinde
Man kann sagen, dass ich auch integriert bin. Integriert in die Gemeinde, die hier lebt. Ich bin ein Teil davon.
Ich grüße die Menschen mit einem “Guten Tag” oder “Hallo” und spreche manchmal auch mit ihnen. Wir tauschen ein paar Worte und ziehen weiter.
Jeden Tag lerne ich durch meinen Beruf neue Menschen kennen und baue neue Kontakte innerhalb des Ortes auf. Denn natürlich kennt man nie alle Menschen, die in einem Ort leben. Es sei denn er besteht nur aus drei Familien.
Ich kann natürlich nicht sagen, dass die Menschen mich hier richtig kennen. Man kennt einen Menschen womöglich nie richtig. Aber man macht sich ja sein Bild. Das von mir war oft falsch, da ich viel unterschätzt wurde. Niemand hätte wohl damals gedacht, dass ich so eine Entwicklung durchmache. Ich gebe jedoch zu, dass auch ich diesen Weg nicht erwartet hätte, auch wenn ich schon mit 13 Jahren wusste, dass ich mich z.B. selbstständig machen möchte.
Sich neu finden
Vor zwei Jahren kam dann eine weitere Entwicklung in mir hinzu.
Ich fand meinen Glauben und dadurch habe ich auch mich neu gefunden. Er gab und gibt mir eine neue Richtung in meinem Leben.
All die Jahre dachte ich, ich bin hier richtig und integriert. Aber jetzt kommt manchmal in mir der Punkt, an dem ich mir nicht mehr so sicher bin.
Doch warum?
Ich habe mich innerlich verändert. Vielleicht auch äußerlich, aber das ist erst mal nicht so wichtig. Man sieht mir meinen Glauben nicht an. Doch spürt man es vielleicht?
Innerlich bin ich wesentlich ruhiger und entspannter geworden. Ich fühle eine innere Kraft, die ich so nie in mir getragen habe. Ich bin freundlicher, versuche es zumindest immer zu sein, und gehe dadurch auch offener auf die Menschen zu. Es passiert nicht selten, dass ich lächelnd durch die Straßen laufe, denn bei all den Dingen, die mir passieren bin ich einfach glücklich, dass ich ich bin.
Trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass ich mich hier nun neu positionieren muss. Vielleicht ist es eine Sache, die ich mir einbilde, aber da ich die Welt nun auch mit anderen Augen sehe und viel positiver, distanziere ich mich auch von Menschen, die mich herunter ziehen.
Der erste Schritt zur erneuten Integration
Menschen, die letztes Jahr noch in meinem Leben waren sagten, dass ich an meinem Leben vorbei lebe. Aber mir ist klar geworden, dass sie eigentlich sagen müssten, dass ich an ihnen vorbei lebe. Es ist einfach so, dass ich erkannt habe, dass mir diese Menschen nicht gut tun. Dass sie mich in, für mich, negative Richtungen ziehen. Deswegen sind sie wohl gegangen und haben Platz für andere positive Menschen gemacht.
Das war für mich der erste Schritt zur erneuten Integration. Mich neu in die Gemeinde einpassen und dabei anderen Menschen die Möglichkeit zu geben mich kennen zu lernen.
Integrieren bedeutet für mich auch, dass ich mir in mir selbst wieder meinen Platz gebe. Mich selbst spüren und mich selbst als Person erkennen und annehmen.
Denn auch in einem Selbst kann man sich manchmal fremd vorkommen.
Ich habe es, denke ich, so ziemlich geschafft. Es war ein langer Weg, der aber auch durch meinen jetzigen Glauben etwas einfacher wurde.
Wenn ich in mich rein horche, dann ist da eine innere Zufriedenheit und das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Manchmal bricht es weg und ich habe auch meine Zweifel, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich wohl in mir drin. Es tut gut, dass ich mich jeden Tag mehr selbst akzeptiere und liebe. Jeden Tag mehr ich bin.
Jetzt, wo ich mich einfach mehr traue mein Leben so zu leben, wie ich es möchte, da fallen mir auch viele Dinge etwas leichter. Manche Türen haben sich entsprechend geöffnet, durch die ich mich jetzt bewusst traue zu gehen.
Seine eigenen Gefühle erkennen
Ich habe einfach gelernt, dass ich manche Türen öffnen muss, um mich selbst kennen zu lernen und meine Gefühle in mir zu integrieren.
Es ist nicht gut, wenn man nur die Gefühle und Gedanken von fremden Menschen in sich integriert und denkt, dass sie einen selbst zeigen. Nein, man muss seine eigenen Gefühle erkennen, seine Herzenswünsche sehen und diese dann in seinem Inneren integrieren. Nur so kann man sich selbst sicher sein, dass man sich auch in andere Gemeinschaften integrieren kann. Denn man strahlt diese innere Integration auch aus. Das innere Gefühl von Zufriedenheit.
Zeigst Du den Menschen, dass Du innerlich mit Dir zufrieden bist, dann spüren sie dies und akzeptieren auch Dich immer mehr. Denn Du ziehst dann auch genau die Menschen an, die mit Dir auf einer Wellenlänge sind und sich womöglich auch schon innerlich integriert haben.
Integration beginnt in Dir selbst und sollte weiter nach Aussen dringen. Dein Umfeld wird es spüren und Dich dann auch wesentlich schneller integrieren, als wenn Du einfach selbst immer noch nicht weißt, wo Du hingehörst mit all Deinen Gedanken und Gefühlen.
Dieser Artikel erschien zu erst bei Nuriyya
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