Bildquelle: „Pimp Your Town! 2013 - Schüler im Planspiel von Politik zum Anfassen e.V.“ von Politik zum Anfassen e.V. - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
In diesem Beitrag werde ich versuchen Probleme der Bildungspolitik sowie soziopsychologische Schwierigkeiten der Schüler mit Migrationshintergrund objektiv darzustellen.
In einem Interview meint die Migrationsforscherin Necla Kelek: „Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Integration.“ Es ist jedoch bedauerlicherweise so, dass türkische Migranten aus ländlichen Gebieten Anatoliens kamen und deswegen meist bildungsfern sind.
Kelek fügt hinzu, dass türkische Migranten der ersten Generation „ein sehr traditionalistisches Weltbild (haben), das mit der offenen, liberalen Gesellschaftsform hier kollidiert.“
Aus diesen Gründen kann die Erziehung natürlich nur mangelhaft geschehen, da türkische Eltern
– selbst sprachliche Probleme haben
– ihren Kindern nicht bei ihren Hausaufgaben helfen können
– sich um ihre Kinder nicht ausreichend kümmern
– mit ihren Kindern im Hinblick auf Kultur und Sozialität oft in Konflikt geraten, die besonders wegen der Nichtübereinstimmung der traditionellen familiären und den hiesigen gesellschaftlichen Werten entstehen.
Wegen den oben genannten Problemen entstehen Lücken in den Persönlichkeitsentwicklungen der türkischen Kinder. Dies führt auch zu negativen Merkmalen in der Schule wie Leistungsdefizite, Desorientiertheit und Desinteresse an der Schule. Sie sind in zwei Kulturen bewandert, in beiden jedoch auf einem sehr niedrigen Niveau. Das Leben in zwei Kulturen (oder in keiner Kultur) sorgt für eine Identitätsproblematik.
Viele türkische Kinder fühlen sich in der Schule auch diskriminiert. Sie werden oft mit Ausdrücken konfrontiert, die sie beleidigt fühlen lassen. Wenn in der Zukunft die kulturellen und religiösen Unterschiede nicht akzeptiert werden, könne dies „zum Zusammenbruch des Miteinanderlebens und des Friedens in der Gesellschaft führen.“, so Mertek. [1]
Dass die Türken in der Integrationsstudie besonders im Hinblick auf Bildung so schlecht abgeschnitten haben, lässt viele Forscher überlegen, was die Gründe sein könnten. Nur weniger als 5{29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040} der türkischen Kinder besuchen ein Gymnasium, 23{29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040} eine Hauptschule und ca. 7{29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040} eine Sonderschule. [2] Allein diese Zahlen zeigen schon, wie wichtig die Bildungsfrage der Türken ist.
Die türkischen pendeln zwischen zwei Kulturen, viele leiden unter Sozialphobie und mangelndem Selbstvertrauen; hierzu tragen mangelnde Kommunikation (bspw. mit den Eltern) und Medien wie das TV und PC, bei. Der Medienkonsum wird sehr selten altersgerecht von den Eltern kontrolliert; man sieht nicht ein, dass diese sehr negative Wirkungen auf die Psyche haben. Wahlloser Konsum führt deswegen oft zu Aggressivität, Kriminalität (aktueller Amoklauf) und Verblödung.
Eines der größten Gründe für Bildungsschwächen der türkischen Kinder ist die Ghettobildung sowohl in den Wohngebieten als auch in den Schulen. Oft wird es so dargestellt, dass an dieser Entwicklung allein die Türken Verantwortung tragen, doch sieht man dass die Entstehung von Ghettoschulen teilweise von oben gefördert wird: In einem Telefongespräch mit Muhammet Mertek, der zurzeit in einer Gesamtschule als Deutsch und Islamkundelehrer tätig ist, gab er mir eine seiner Beobachtungen als Beispiel. In einem Gymnasium gebe es drei Parallelklassen der 10. Klasse, die nur mit Schülern mit Migrationshintergrund belegt seien. Die Vierte Klasse wurde für deutsche Schüler „reserviert“, wo nur deutsche Schüler sind. Wie solle man mit einer solchen Politik die Integration fördern?
Zu den ghettoisierten Schulen lässt sich noch einiges sagen: Als die Türken nach Deutschland kamen, hat man ihnen einige Stadtviertel zu Verfügung gestellt, da sie nach Türkei zurückkehren sollten. Diese Migranten haben ihre Kinder natürlich zu den Schulen in der Umgebung geschickt. Somit entstanden Parallelgesellschaften. Die Eltern hatten gar nicht das Bedürfnis die deutsche Sprache zu lernen, da sie ja „unter sich“ lebten, die Kinder andererseits empfanden nicht das Bedürfnis, sich in die deutsche Gesellschaft einzugliedern. Der Grund dafür war unter anderem auch der, dass türkische Gastarbeiter mit der Perspektive „Rückkehr in die Heimat“ in Deutschland gearbeitet haben. Vorstellungen wie z.B. in der deutschen Gesellschaft in soziologischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Problemen und Fragen mitzuwirken, kamen erst gar nicht infrage.
Viele Eltern halten Bildung und Ausbildung für sehr wichtige Faktoren, doch es fehlt die Bereitschaft, sich um die Kinder zu kümmern. Wenn Eltern wollen, dass ihre Kinder gut in der Schule abschneiden, müssen sie erst selber dazu bereit sein, ihre eigenen Sprachdefizite zu beheben.
„Immer noch verfügen manche türkischen Kinder nicht über ausreichende Sprachkenntnisse, um dem deutschen Schulunterricht folgen zu können. Die Folge sind fehlende Schulanschlüsse, die wiederum eine erfolgreiche berufliche Eingliederung erschweren. Daraus entstehen soziale Probleme, die eine weiter gehende Integration verhindern.“ [3]
Mit diesem Abschnitt macht die Bundeszentrale für politische Bildung die momentane Bildungs- und Schulsituation der türkischen Kinder, dessen mögliche Konsequenzen und Auswirkungen auf die Gesellschaft, sehr gut deutlich.
[1] Vgl. www.fontaene.de/archiv/nr-5/schueler.html
[2] Vgl. http://mmertek.de/html/schulbildung_der_turkischen_ki.html
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