„Integration„– dieses Wort klingt vielversprechend, suggeriert es doch ein Eingliedern und Teilhaben von Menschen in die Gesellschaft. Eben ein klangvolles Wort, welches Verständigung, Zusammenhalt und Vertrauen verspricht.
Aber Integration ist nicht nur ein Begriff, der im Bezug auf Migration, Flüchtlinge und Vertriebene Anwendung findet. Integration ist vielmehr ein Sammelbegriff für sämtliche Eingliederungs- und Wiedereingliederungsmaßnahmen und man findet sie in allen Teilen der Gesellschaft. Sie reicht weit und berührt Bereiche wie „Eingliederung von Menschen anderer Nation“ über „Eingliederung von Menschen mit Behinderungen“ und die „Wiedereingliederung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen“ bis hin zur „Resozialisierung von Obdachlosen“. Integration ist also viel mehr als nur ein Wort, es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die uns alle irgendwann einmal berührt oder, wenn auch nur am Rande, selbst betrifft.
Integration – Verständnis zuerst!
In erster Linie beginnt Integration mit „Verständnis„, Verständnis für Lebenslagen, Schicksalsschläge, Erlebnisse, andere Kulturen, andere Glaubensrichtungen. Verständnis für das „andere“, für die Situation eben „des Anderen“! Ohne Verständnis funktioniert nach meinem Verständnis keine Integration. Denn gerade das Verstehen des Anderen, seiner Gedanken, seiner Erlebnisse, seiner Angst, seines Schmerzes und die daraus resultierenden Handlungen im Alltag, sind wichtig für die erste Annäherung und den Erfolg des Integrationsprozesses.
Der geschlagene Hund ist eigentlich gar kein Beißer
Ich nenne bei solchen Themen gern den geschlagenen und getretenen Hund, der immer wieder knurrt und die Zähne fletscht, wenn ihm ähnliche Situationen begegnen, ähnliche Situationen, die ihn an seine Erlebnisse erinnern. Da steht er nun und weiß nicht, was ihn erwartet. Er ist gedanklich in der Vergangenheit und bereitet sich innerlich auf den Kampf vor. Fragen gehen ihm durch den Kopf! Wird man wieder zuschlagen? Wird man wieder wegsehen, wenn ich Gewalt erfahre?
Doch was wiegt schwerer? Das Geschlagenwerden oder das Wegsehen und Ignorieren anderer? Spinnen wir die Geschichte noch etwas weiter. Nehmen wir an, der Hund erfährt keinerlei Verständnis und merkt, dass er nun, in einer Situation, in der man ihm gar nichts tun will, er aber trotzdem zähnefletschend und knurrend da sitzt, einfach sitzen gelassen wird, ja man ihn sogar noch dafür beschimpft, dass seine Erinnerungen in zum Knurren verleiten – eben um sich selbst zu schützen.
Dieser Hund lernt eines: Knurren und Zähne fletschen ist gut! Es hilft mir, mir die anderen vom Leibe zu halten! Es beginnt, sich zu verselbstständigen. Ein großer Fehler! Aber hat er ihn allein zu verantworten?
Also! Nehmen wir einfach das Gesagte mehr wahr, versuchen wir, es zu verstehen, versetzen wir uns virtuel in den anderen hinein. Sonst wird schnell aus einem zu oft gehörten „Hab dich nicht so!“ ein „Warum hast du nichts gesagt?“