Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir diese Schwerpunktkolumne nennen sollen. Sie soll eigentlich dem Informationsaustausch bzw. der Beleuchtung von Hintergründen dienen.
Nicht wenige autochthone Deutsche neigen dazu, über die Türkei und die dortige Situation als das Herkunftsland der meisten in Deutschland lebenden und dabei auch der meisten muslimischen Migranten Urteile und Einschätzungen abzugeben, die teils völlige Ahnungslosigkeit, teils aber auch einseitige Sichtweisen offenbaren, die vor allem aus der Tendenz der Berichterstattung in deutschen Medien herrühren. Viele wissen nicht, was „Ergenekon“ ist, manche glauben, die kemalistische Ära wäre das Paradies für ethnische und religiöse Minderheiten gewesen und viele andere kuriose Statements begegnen einem in Zeitungsartikeln, Kommentarspalten und auf facebook.
Um deren Informationsdefizit gegenzusteuern, gibt es beispielsweise das Deutsch-Türkische Journal (DTJ) als reichhaltige deutschsprachige Informationsquelle.
Gleichzeitig wissen aber auch viele Zugewanderte relativ wenig über die Entwicklungen jener Jahrzehnte und zum Teil auch Jahrhunderte in Deutschland und Europa, in denen sie oder ihre Familien entweder noch gar nicht hier waren oder schlichtweg mit anderen Problemen zu kämpfen hatten, als sich um die Befindlichkeiten innerhalb der Mehrheitsgesellschaft zu kümmern.
Die Folgen der Entwicklungen – vor allem aber der Fehlentwicklungen -, die sich innerhalb der Mehrheitsgesellschaften in Deutschland und Europa vollzogen haben, müssen sie dennoch mittragen, ob sie wollen oder nicht. Deshalb soll diese Kolumne dabei helfen, sie verstehen und einordnen zu können.
Woher die Fremdenfeindlichkeit kommt, wird nur einer jener Themenbereiche sein, die nachvollziehbar und gründlich aufgearbeitet werden sollen. Was die Islamfeindlichkeit in der Gegenwart betrifft, wird vor allem mein Kollege Andreas Molau mit tiefgründigen Analysen aufwarten können, teilweise dürften Überschneidungen aber unausweichlich sein.
Es wird auch um viele andere Fragen gehen: Warum spielt Angst in Deutschland eine so große Rolle? Gab es wirklich eine „Amerikanisierung“? Wer waren die 68er und welchen Einfluss hatten sie? Was war „Gladio“, was waren die „bleiernen Jahre“? Woher kommt die Ökologiebewegung? Wie haben sich die christlichen Kirchen in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Was sind die Burschenschaften? Wie manifestierte sich der Thälmann-Kult in der DDR? Wie konnte der Antisemitismus überdauern?
Diese und viele andere Themen sollen in dieser Kolumne zur Sprache kommen. Auch auf spezielle Themenwünsche der Leser können wir gerne Rücksicht nehmen. Soweit es sich anbietet, sollen auch aktuelle Ereignisse zum Anlass genommen werden, um Hintergründe zu erarbeiten.
Der erste Beitrag wird sich dabei mit Abgründen im Zusammenhang mit einer zeitgenössischen ökologischen Problematik befaassen.
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