Foto: Marcel Klinger / wikimedia.org

Das Ruhrgebiet ist mit einer Einwohnerzahl von 5 Mio. die grösste Agglomeration in Deutschland. Gemeinsam schafften es die vereinten Städte schon mal, es zur Kulturhauptstadt zu bringen – und dieser Titel war nicht zuletzt deshalb verdient, weil das Gebiet geprägt ist von eindrucksvoller kultureller Vielfalt.

Das Revier, umgangssprachlich auch “der Pott” genannt, ist immer noch vom Erbe der frühen İndustrialisierung mit Schwerpunkt auf der Rohstoffverarbeitung geprägt. Man hat frühzeitig erkannt, dass die vorhandenen Arbeitskrafte nicht ausreichten, um deren Herausforderungen bewältigen zu können. Dies setzte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts fort. Durch die diversen Abkommen mit verschiedenen Ländern, darunter auch der Türkei, kamen vermehrt Ausländer in das Ruhrgebiet, um diese schwere Last mitzutragen. Auf diese Weise konnte die Konjunktur angekurbelt werden und die Wirtschaftsstärke im Revier erhalten bleiben. Angenehmer Nebeneffekt war, dass das Gebiet durch den Kontakt mit neuen Kulturen bereichert würde. Im Ergebnis sollten so der ökonomisch-soziale Wettbewerb erhalten bleiben und die Attraktivität für İnvestoren auf einem hohen Niveau gehalten werden.

Bereits im Laufe der 50er-Jahre, als sich erstmals Anzeichen einer Krise gezeigt hatten, wurden Prognosen erstellt für die weitere Entwicklung der Region unter der Annahme, dass die Rohstoffe im Boden nur Neige gehen könnten. Eine Alternative musste her, um das Revier wieder aufblühen zu lassen. Die Neoindustrialisierung hatte begonnen und die Montanindustrie geriet aufs Abstellgleis. Es entstanden Fahrzeugindustrie, Elektronikindustrie, eine Reihe von Dienstleistungen und es kam zur Gründung von Universitäten. Diese Änderungen wurden unter dem Begriff „Strukturwandel“ zusammengefasst und dienten der wirtschaftsgeografisch angepassten Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

Nicht rechtzeitig reagiert

Die Strukturpolitik hat natürlich sowohl ökonomische als auch soziale Auswirkungen gehabt, die wohl in der Ruhrregion nicht immer adäquat kalkuliert wurden. Die Zahl der Arbeitslosen ist angestiegen und die Population ist im stetigen Rückgang begriffen. Es wurde kein vorausschauendes Puffersystem konzipiert, um die nötigen Maßnahmen gegen die sich abzeichnende, steigende Arbeitslosigkeit ergreifen zu können. Das Revier hat einen Ausländeranteil von 11{29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040} aus ca. 200 Nationen, Menschen, die jahrelang unter schwierigsten Umständen ihr Brot verdient hatten. Wurden auch sie bei den Prognosen und im Zusammenhang mit dem Strukturwandel vernächlassigt? Hatte man eine rechtzeitige Umschulung eingeleitet, um Chancengleichheit zu schaffen? Ein Fehler der Regierung im Ruhrgebiet?

„Man hat damals nicht die Professoren aus Istanbul bestellt, sondern die Bauern mit Arbeitskraft aus Anatolien“, wird der Schuldezernent aus Oberhausen zitiert.

Ob das eine passende Erklärung für die zunehmende Strukturschwäche und die Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist, ist höchst fraglich. Man sollte an diesem Punkt auch mal darauf hinweisen, dass die krisenhafte Entwicklung der Region bereits Jahre vor der Einwanderung der Ausländer (vor allem Türken) bekannt war.

Aber was hat nun das Revier mit dem Body-Maß-İndex (BMİ) zu tun?

Der BMİ ist das Verhältnis der Körpergröße zum Gewicht und gibt einen Anhaltspunkt zur Beurteilung eines Normalgewichts des Körpers. Jegliche Abweichung vom Normalwert ist dabei ein Grund zur Besorgnis. Nach einem Bericht des Deutschen İnstituts für İnternationale Pädagogische Forschung (DİPF) aus dem Jahre 2012 gibt es eine interessante Forschungsarbeit zur Kalkulation hinsichtlich des BMİ. Dabei wird festgestellt, dass Übergewichtige im Vergleich zu Normalgewichtigen einen niedrigeren Bildungsstand hätten.

Die Fachkräfte hätten rechtzeitig gewonnen werden können

Das BMİ ist hier nicht das Thema. Jedoch ist der Zusammenhang zwischen dem Ruhrgebiet und dieser Größe eine interessante Annäherung an gewisse Tatsachen und Zusammenhänge, die im Zuge des Strukturwandels missglückt waren. Das Ruhrgebiet hat seine Normwerte verloren und steht nicht im Gleichgewicht in Punkto Arbeitsverteilung. Es werden vermehrt Führungskräfte und gut ausgebildete Fachkräfte benötigt. Diese zwei Aspekte wurden schlicht und weg vernachlässigt. Zum einen wurden die Generation aus der Zeit vor dem Strukturwandel nicht umgeschult. Und zum anderen wurden keine Fachkräfte ausgebildet, um Arbeitsstellen bekleiden zu können, die den neuen Bedürfnissen im Zuge des Strukturwandels gerecht geworden wären. Es war in der Region und auf den entsprechenden Gebieten mehr an Potenzial vorhanden als am Ende ausgeschöpft wurde.

Sie müssen sich vorstellen, man würde mit den Gewichten der Schüler kalkulieren und die dazugehörige Relation mit dem Bildungsniveau herstellen. Nur dass auf der einen Seite die Kilogramm stünden und auf der anderen die Tonnenanzahl der vorhandenen Kohle im Ruhrgebiet. Verstehen Sie, wie absehbar manche Ereignisse eigentlich sein hätten können? Im Wege des Bildungsmonitors wertet man feinfühlig Jahr für Jahr die die Prognosen hinsichtlich der Bildungsentwicklung aus. Im Zusammenhang mit dem Verhältnis zwischen Bildungsstand der Bevölkerung und Zukunft der Arbeit wurde dies verabsäumt. Und dadurch entging der Region ähnlich wie auch dem Bund völlig die Generationen von Arbeits- und Fachkräften, die doch dringend benötigt werden.

Die meisten Nachteile tragen dabei natürlich die Ausländer, die sich der Krise ausgeliefert und benachteiligt fühlen. Ihre Hände sind gebunden, weil die meisten über eine schlechte oder gar keine Ausbildung verfügen. Das macht sie völlig abhängig von den Arbeitsstellen, die vor Ort noch vorhanden sind. Die Wahrscheinlichkeit, sozial bedürftig zu werden und vom Staat leben zu müssen, ist prozentual gesehen ziemlich hoch, was für jeden Einzelnen eine niedrige Lebensqualität mit sich bringt.

Deutschland sollte die Chance nicht verpassen

Muss ein langjähriges und irreversibles Unterfangen wie die Neoindustrialisierung aber eine solche Benachteiligung der Betroffenen nach sich ziehen? Fakt ist: Sowohl Professoren als auch Bauern konnten sich immer wieder an die gegebenen Umständen anpassen, wenn man ihnen nur die Gelegenheit dazu gegeben hat. Leider sind der Verwaltung des Ruhrgebiets sowohl die Tatsache entgangen, dass die Bauern aus Anatolien jahrelang sowohl wirtschaftlich als auch kulturell ihren Beitrag geleistet haben und deshalb nicht in Vergessenheit geraten sollten, als auch der Umfang der Verantwortung, die ihr vor diesem Hintergrund zugekommen wäre, diese Anpassungsfähigkeit zu nutzen.

Daher sollte man anhand dieses Beispiels die nötigen Lehre ziehen, denn nicht nur der Pott, sondern auch ganz Deutschland wird immer wieder auf diversen Ebnen die nötigen Arbeitskräfte brauchen. Und ein vorausschauendes Puffersystem, das die Wirtschaft entlastet.

 

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Interesse an vieles mit einer anderen Perspektive an Ereignissen. Naturwissenschaftler.

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