Einige Kreise greifen ständig Migranten mit islamischen Glauben an und verweisen dabei auf die misslungene Integration hin. Sie sind der Ansicht, dass sich Muslime nicht integrieren können und dass der Islam ein Grund dafür sei. Doch wie sieht es in Wirklichkeit bei den Migranten aus?
Seit 1959 wandern Migranten aus der Türkei nach Deutschland aus. In diesen 50 Jahren seit ihrer Ankunft ist einiges geschehen. Wenn man die Migranten in einer Karriereleiter der Integration darstellen würde, könnte man sagen, dass sie von Gastarbeitern zu Mitbürgern dieser Gesellschaft aufgestiegen sind oder doch nicht? Wie sah die Situation eines Gastarbeiters aus? Ein Gastarbeiter war jemand, der nach Deutschland gerufen wurde, um hier die Wirtschaft vorübergehend zu unterstützen und wieder in die Heimat zurück zu kehren. Er war ein Mensch, der nicht besonders gut ausgebildet war, sondern aus einem anatolischen Dorf kam.
Aufgrund dieser Umstände konnte er sich weder in der deutschen Sprache ausdrücken, noch bemühte er sich diese zu erlernen. Dementsprechend ist die misslungene Integration der 1.Generation zu entschuldigen, auch wenn es für viele schwer fällt. Die 2.Genaration waren die Kinder der 1.Genaration. Sie haben teilweise eine Ausbildung gemacht und arbeiten seit Jahrzehnten in ihrem erlernten Beruf. Manchen von Ihnen war das Geld wichtiger, als die Ausbildung, weil sie der 1.Generation dabei helfen wollten, so schnell wie möglich das Geld für ein Haus und ein Feld zu verdienen, um wieder in die Heimat zurück zu kehren. In dieser Zeit bekam jedoch die 2.Generation Kinder, die zum größten Teil hier geboren war und hier aufgewachsen ist. Diese nannte man dann die 3.Generation. Die 3.Generation entwickelte sich je nach familiärer Vorbildung. Wenn die Eltern eine Ausbildung gemacht hatten, war es für sie leichter auch eine Ausbildung oder gar ein Studium zu absolvieren. Bei den restlichen war es nicht so einfach, den Sprung vom Arbeiterdasein zum Fachkräftedasein zu schaffen. Nichts desto trotz schafften es einige ein Studium zu absolvieren. Gegenwärtig sind wir sogar bei der 4.Genaration gelandet, die zum Teil ein Studium oder eine Ausbildung hat und zum anderen bedauerlicherweise keines von beidem.
Dieser Abriss der Geschichte soll zeigen, das Migranten sehr wohl bemüht sind qualifizierte Mitbürger dieses Landes zu sein. Wie ist es sonst zu erklären, das aus unqualifizierten Migranten studierte Mitbürger hervorgegangen sind? Ist das nicht ein enormer Sprung, wenn man bedenkt, dass diese Menschen nicht einmal einen Grundschulabschluss hatten, als sie nach Deutschland gekommen sind?
Bei all den guten Beispielen gibt es natürlich immer noch eine große Bildungs- und Integrationslücke, die es zu füllen gilt. Das Verhältnis von studierenden und ausgebildeten Migrantenkindern ist im Gegensatz zu nicht studierenden und ausgebildeten Kindern noch sehr gering. Deswegen sollten sich Migranten auch Gedanken machen, ob sie in diesem Land für immer bleiben wollen oder immer noch mit dem Gedanken spielen in ihre Ursprungsländer zurück zu kehren. Egal wie sie sich entscheiden, ohne Bildung und Beruf kommt man in keiner Gesellschaft besonders weit. Es reicht heute nicht deutsch sprechen zu können, man muss die Sprache auch mit einer zusätzlichen Qualifikation untermauern können. In Deutschland hat jeder die Möglichkeit einer Ausbildung nach zu gehen. Eine Ausbildung ist das A und O um später auf weiterbildende Schulen gehen zu können. Wer das Abitur nicht schafft sollte deshalb unbedingt einer Ausbildung nachgehen.
Auf der anderen Seite ist es schlicht und ergreifend falsch, die Integration bzw. die Integrationsfähigkeit an einer bestimmten Glaubensorientierung fest zu machen. Der Glaube wiederspiegelt das Verhältnis eines Menschen zu seinem Schöpfer und nicht das Verhältnis zu seinen Mitmenschen. Natürlich kann das Verhältnis zu Mitmenschen durch den Glauben beeinflusst werden, d. h. aber nicht das dies der Integration hinderlich wäre. Wenn man das Verhältnis des gläubigen Muslims zu seinen Mitmenschen zusammenfassen würde, könnte man dies aus dem Ausspruch „Der Muslim ist ein Mensch, vor dessen Zunge und Hand Muslime nichts zu befürchten haben“ des Propheten Muhammad (Friede sei mit Ihm) ablesen. Wenn man hierzu nun einen weiteren Ausspruch hinzufügt, in der der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) sagt: „Der Beste unter Euch ist derjenige, der den Menschen am meisten dienlich ist“, kommt man unschwer zu der Schlussfolgerung, dass ein Mensch der in einem anderen Land lebt nur dann den Menschen dienlich sein kann, wenn er sich in diese Gesellschaft integriert und sich bildet. Jemand der sich nicht bildet und auch keiner Beschäftigung nachgeht, kann schwer anderen Menschen dienen bzw. nützlich sein, da er sich selber nichts nützt. Wer sich selber nichts nützt, der nützt auch anderen nichts und schadet folglich auch der Gesellschaft. Deshalb ist der Vorwurf einiger Kreise gegenüber Migranten mit islamischem Glauben haltlos und zeugt von Unkenntnis des islamischen Glaubens.
Migranten sollten sich meines Erachtens deshalb unbedingt bilden oder Menschen in ihrem Bildungsweg verhelfen. Wie der Koran in der Sure, Az-Zumar Vers 9, unmissverständlich zu bedenken gibt, dass der „Wissende nicht dem gleicht der unwissend ist“ und der Prophet Muhammad (Friede sei mit Ihm) sagt: „Entweder sei ein Gelehrter oder einer der Wissen erlernt oder jemand der diesen beiden zuhört oder jemand der diese liebt. Gehöre auf keinen Fall zu der fünften Gruppe von Menschen, sonst gehörst du zu den verlierenden“. Nach diesem Ausspruch kann sich jeder Migrant islamischen Glaubens Gedanken machen, zu welcher Gruppe er gehören möchte.