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Geschichte der Aleviten: Schamanische Ur-Türken oder getarnte Christen?

Christian RunkelBy Christian Runkel31. Oktober 2013006 Mins Read
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Aleviten, Alevitentum, Türkei, Kızılbaş, Türkentum, Shia, Schiiten, Schamanismus, Kemalisten
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Wer um das Jahr 1850 das Gebiet der heutigen Türkei bereiste, dürfte damals kaum auf Aleviten gestoßen sein. Dass sie trotzdem nach der Gründung der modernen Türkei mit einem Anteil von 15{29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040} an der Gesamtbevölkerung in den Statistiken als bedeutende Gruppe aufgeführt wurden, ist auf einen großen politischen Kunstgriff zurückzuführen, dessen Mechanismen Markus Dressler sehr kenntnisreich offenlegt. Man wird beim Lesen seines Buches Zeuge eines oft verzweifelten und blutigen, am Ende aber erfolgreichen Kampfes der Türken um einen eigenen nationalen Charakter. Dressler beschreibt die Auseinandersetzungen aus großer Nähe, ist dabei aber nie schnell mit einem moralischen Urteil bei der Hand.

Die Vorgänger der Aleviten hätte man 1850 vermutlich überwiegend als „Rotköpfe“ (Kızılbaş, gesprochen Keselbasch) bezeichnet, ein eher herabwürdigender Begriff für große Gruppen von Minderheiten im Osmanischen Rech, die sich religiös nicht eindeutig zuordnen ließen und vom Sultan in Istanbul auch nicht als vertrauenswürdige Staatsbürger anerkannt wurden. Das Misstrauen ihnen gegenüber verstärkte sich, als der Zerfall des osmanischen Vielvölkerreiches begann, mit dem Ergebnis einer großen Zahl neuer nationaler Staaten. Im verbleibenden Rest, dem anatolischen Kernland der Osmanen, war bald jeder verdächtig, der von seiner Ethnie, seiner Sprache oder seiner Religion anders war als sein Nachbar.

Anders zu sein war in der Zeit eines überall erwachenden Nationalbewusstseins innerhalb und außerhalb Anatoliens gleichermaßen gefährlich. Gerade die osmanischen Türken wurden zunehmend Opfer brutaler Vertreibungen aus den neuen Nationalstaaten auf dem Balkan und dem Kaukasus. Die Erfindung der Todesmärsche, die später einer riesigen Zahl von Armeniern das Leben kosten sollte, und denen als Konzept ein pseudowissenschaftlich begründetes Demographic Engineering unterlegt war, führte vor dem Ersten Weltkrieg zum Untergang von hunderttausenden Türken aus Bulgarien und dem Kaukasus. Eine Fortsetzung dieser Entwicklung hätte nicht nur Anatolien zerstückelt, es hätte zur Vertreibung weiterer Türken aus Provinzen geführt, in denen es eine fremde Bevölkerungsmehrheit gab – in den Gebieten der Kurden, Armenier und Griechen.

„Türkentum“ mit Blick auf die Republik definiert

In dieser bedrohlichen Situation kam dem Osmanischen Reich, später den Jungtürken und schließlich den Kemalisten zugute, dass man in allen Bereichen begonnen hatte, sich nach Westen zu orientieren, seine jungen Leute in  Paris und Berlin studieren zu lassen und sein Denken neuen wissenschaftlichen Methoden zu öffnen. Dressler beschreibt dies besonders intensiv anhand der Arbeit des türkischen Soziologen Fuat Köprülü. Er lebte von 1890 bis 1966 und hatte mit seinen Forschungen großen Einfluss auf die Entscheidungen sowohl der Jungtürken als auch der Kemalisten. 

Köprülü hatte seine Vorstellung von Soziologie durch ein intensives Studium der Werke Émile Durkheims (1858 – 1917), des Vaters der französischen Soziologe, gewonnen. Parallel dazu war er philosophisch bei Alfred Fouillée (1838 – 1912) auf den Gedanken der idées-forces gestoßen, Schlüsselideen, welche die Kraft zu ihrer eigenen Verwirklichung bereits in sich trugen. Eine solche Schlüsselidee für das einheitliches Bild von dem zu finden, was „Türke“ bedeutete, war Köprülüs Ziel.

Er entwickelte seine Gedanken dazu zusammen mit anderen zum Aufbruch bereiten jungen Denkern. Im Ergebnis entstand nach und nach die komplizierte Synthese eines animistischen Ur-Türkentums mit der vereinheitlichenden, als modern empfundenen Kraft des sunnitischen Islam.

In der Anbindung an alte, zentralasiatische Traditionen spielten dabei die Kızılbaş eine wichtige Rolle. Sie wurden zu Trägern eines dunklen Vorwissens um schamanische Kulte und Riten. Durkheim und andere Vertreter der Moderne waren überzeugt, dass diese immer am Anfang jeder rationalen Entwicklung von Religion stehen. Mit Totems und Schamanen fängt für die aufgeklärte Wissenschaft jede Geschichte der Religionen an.

Der moderne Türke war, so dachte Köprülü, einerseits in dunklen Schamanen-Vorstellungen verwurzelt, auch wenn ihm das nicht bewusst war, andererseits lebte er aber auch in der hellen Welt einer sunnitischen Hochkultur, die Köprülü wie alle religiösen Hochkulturen als „rational und kohärent“ ansah, so hatte es Immanuel Kant vorgegeben.

These von den „schiitisierten Christen“ setzte sich nicht durch

Abzugrenzen war diese Schamanismus-Theorie nun allerdings von der vielfach feststellbaren Nähe der Kızılbaş zu den Christen. Diese Nähe erklärt auf den ersten Blick das Wesen der Kızılbaş sehr viel besser als die hypothetische Vermischung islamischer Gedanken mit über 1000 Jahren zurückliegenden animistischen Vorstellungen der Turkvölker Zentralasiens. Viel naheliegender ist die lebendige Begegnung mit den anatolischen Christen, die im Mittelalter, noch lange nach der um das Jahr 1050 beginnenden Einwanderung der muslimischen Türken, friedlich Seite an Seite mit ihnen lebten. Viele Historiker nehmen an, dass die Kızılbaş Christen waren, die eine halbherzige Konversion zu einem als schiitisch getarnten Islam vollzogen hatten, um im Reich des Sultans, der als Kalif gleichzeitig der „Papst“ aller Muslime war, als vollwertige Bürger leben zu können.

Aus verständlichen politischen Gründen hat sich dann aber das gesamte soziologische und historische Werk Köprülüs und seiner Zeitgenossen von dieser Christen-These ab- und der Schamanismus-These zugewandt. Mit der Behauptung einer Islamisierung dieses alten Glaubens auf dem Weg über das „Alevitentum“ der Kızılbaş und anderer nicht-sunnitischer Gruppen entstand eine Türkei, die bis heute auf dem Kunstsockel von zwangsvereinigten, allesamt angeblich gut islamischen Glaubensrichtungen steht.

Dieser Sockel behindert nach meinem Eindruck die Entwicklung der Türkei mehr als dass er sie fördert. Für die Kemalisten war die Definition, dass ein Türke streng genommen nur ein Sunni-Moslem sein konnte, ein künstlich gewähltes Bindemittel für die neue Nation. Sie stand in eigenartigem Kontrast zu der Tatsache, dass die Kemalisten sich selbst oft nur noch in einem sehr weltlichen Sinn als Muslime ansahen. Vielen wirklich religiösen Menschen konnte ihr Staat niemals eine Heimat bieten.

Aleviten fürchten sunnitische Dominanz mehr als etatistische Unterdrückung durch Kemalisten

Umgekehrt wirkte die Islam-Fiktion für spätere Oppositionsparteien, wie die Demokratische Partei des 1960 hingerichteten Präsidenten Menderes und die heutige AKP Erdoğans, die beide den Islam sehr viel ernster nahmen und nehmen als die Kemalisten, insofern gefährlich, als sie sozusagen die alten Kızılbaş-Türken in den weltlichen Eliten verärgerte. Sie wollten und wollen nicht in einem rein islamischen Staat leben. Sie verlangen Freiräume – und es verwundert nicht, dass sich diese Forderung auch immer wieder an der „alevitischen Frage“ festmacht.

Am Ende wünscht man sich, die heutigen Machthaber würden das Buch Dresslers so lesen wie die Kemalisten die Bücher Köprülüs gelesen haben. Sie könnten dann einen Staat neu konstituieren, der nach der früher einmal in Frankreich entwickelten Devise leben würde: Staatsbürger ist bei uns, wer es sein will.

Markus Dressler, „Writing Religion: The Making of Turkish Alevi Islam”; Oxford University Press, USA 2013

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Christian Runkel
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Christian Runkel, Jahrgang 1949, lebt und arbeitet als selbständiger Wohnungsverwalter in Remscheid. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und ein Enkelkind und ist aktives Mitglied einer evangelischen Freikirche. Nach einem Bankpraktikum 1971 in Istanbul hat er lebenslang den Kontakt zu Türken in seiner Nähe gesucht und beteiligt sich lebhaft am Austausch zwischen Christen und Muslimen. Seine neuesten Erlebnisse auf einer Wanderung durch Palästina hat er in einem Tagebuch beschrieben, das vor wenigen Tagen bei Amazon erschienen ist.

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