Vom 12. bis 14. April 2013 fand in Heidelberg die dritte Zahnräder Konferenz statt. Ich hatte mich bereits über Wochen hinweg darauf gefreut und kann schon mal vorwegnehmen: Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen.
„Ein Zahnrad kann Kraft in Bewegung umsetzen“, lautet der Slogan des Zahnräder-Netzwerks und dieser wurde an den drei Tagen in Heidelberg auch hervorragend umgesetzt. Ich war überrascht von der Qualität der Projekte, vom Erfindungsgeist und Engagement der Teilnehmer und vom unglaublich herzlichen Spirit, der in der Gemeinschaft herrschte. Ich habe sehr viele Menschen kennengelernt, die mich an diesem Wochenende mit ihrem Willen, in der Gesellschaft etwas bewegen zu wollen, umgehauen haben. Es war deutlich zu spüren, wie viel Herzblut in jedem Projekt steckt und es war schön zu sehen, wie sich in den Gesprächen unter den Teilnehmern neue Freundschaften und Kooperationen bildeten, um die einzelnen Projekte voranzubringen. Bildung, Soziales, Medien, Umwelt, Erziehung: Im Hinblick auf die Inhalte der Projekte gab es eine große Themenvielfalt.
Eine riesige Motivation für das Umsetzen der eigenen Ideen war der Vortrag von Melih Kesmen, seines Zeichens Gründer und Designer des Labels „Styleislam®“. Sein Beispiel verdeutlichte allen Teilnehmern, wie aus einer Idee ein Unternehmen mit Botschaft werden kann, wenn man seine Ziele mit großem Engagement verfolgt. 2008 in Deutschland gegründet, bedient Styleislam® heute nämlich nicht nur Kunden in Deutschland, sondern auch rund um den gesamten Globus.
Teilnehmerpreise und Jurypreis vergeben
Die Teilnehmer der Konferenz wählten in zwei Wahlgängen drei Siegerprojekte, unter denen insgesamt 3.000 Euro Preisgeld vergeben wurden. Eine vierte Auszeichnung ging an ein Projekt, das von der Jury zum Sieger erkoren wurde. In diesem Jahr ging der Jury-Preis an das Bibliotheksprojekt des Islamischen Zentrums in Dresden. Ziel des Projekts ist es, mithilfe einer Gemeindebibliothek den Lehrkräften allgemeinbildender Schulen Zugang zum Bücherkatalog des Zentrums zu gewähren, um das Verständnis für den Islam zu fördern. Im Fokus steht dabei eine enge Zusammenarbeit von Pädagogen und muslimischen Jugendlichen.
Das Brettspiel „The TOP 5 For Life“ von Dr. Jinan Rashid wurde auf Rang drei gewählt und damit brachte das Publikum große Unterstützung für eine Herzensangelegenheit der Geschäftsführerin des Verlags Cube & Orbit zum Ausdruck. „The TOP 5 For Life“ ist ein Gesellschaftsspiel, in dem sich die Spieler auf eine interessante Entdeckungsreise durch den Islam begeben. Es bietet die großartige Möglichkeit, sich spielerisch den großen Fragen des Lebens zu nähern und darüber ganz ungezwungen ins Gespräch zu kommen. Unter dem Motto „Spielen bindet und verbindet“ liegt es Dr. Rashid am Herzen, Moscheeaktivitäten und islamische Vereinsarbeit kreativ zu beleben und damit neue Wege in den Bereichen Bildung, Erziehung und Kommunikation zu erschließen.
Das Projekt „NOUR Energy“, das es sich zum Ziel gesetzt hat, gemeinnützige Einrichtungen zum Thema „Photovoltaik“ zu beraten und in der Durchführung von Projekten zu unterstützen, bekam so viel Zuspruch, dass es auf Platz zwei gewählt wurde. Das ehrenamtlich arbeitende Projektteam setzt sich für mehr Umweltbewusstsein ein und hat seinen Fokus klar auf die Errichtung von Solaranlagen zur Nutzung von Sonnenenergie gelegt. Damit trifft das Team den Nerv der Zeit und hilft verschiedenen Einrichtungen, energieeffizienter und schadstoffärmer zu agieren und damit einen großen Beitrag zur Umweltsituation künftiger Generationen zu leisten.
Siegerprojekt im Einsatz für gehörlose Muslime
Besonderen Eindruck machte an diesem Wochenende das Projekt „Deaf Islam e.v“ und wurde deshalb auf Platz eins aller Teilnehmer-Projekte gewählt. Der Verein widmet sich gehörlosen Muslimen und setzt sich für einen auf Gehörlose abgestimmten Islam-Unterricht ein. Die Website des Vereins gewährleistet barrierefreien Zugang und liefert zu allen Beiträgen Videos in deutscher Gebärdensprache und auch in anderen Gebärdensprachen. Die Webpräsenz des Vereins ist damit die erste ihrer Art. Gehörlose Muslime haben zeitlebens damit zu kämpfen, dass sie wenige Möglichkeiten haben, an Informationen über ihre Religion zu gelangen. Selbst der Besuch des Freitagsgebets und die dazugehörige Predigt ist für Gehörlose eine Hürde, da sie den Imam nicht verstehen können. Es ist ihnen natürlich auch nicht möglich, an Vorträgen oder Seminaren ohne Gebärdendolmetscher teilzunehmen, um ihr religiöses Wissen zu erweitern. Der Verein setzt sich dafür ein, dass diesem Problem Abhilfe geschaffen wird und möchte Brücken zwischen tauben und nichttauben Menschen schaffen.
Der Vortrag von Ege Karar, Gründer von Deaf Islam e.V. und selbst gehörlos, war das Highlight der Konferenz. Mittels einer Dolmetscherin wurde uns übersetzt was Ege Karar gebärdete. Er erzählte dabei von sich und seinen Erfahrungen als gehörloser Muslim und ließ uns mittels Videos auch an den Meinungen anderer tauber Muslime teilhaben, die deutlich machten, wie gerne sie etwas über den Islam erfahren wollen, aber bisher keine Möglichkeit dazu hatten. Außerdem brachte er uns Zuschauern einige Gebärden zum Thema Islam bei, welche im Lexikon auf der Website des Vereins nachgeschaut und erlernt werden können. Die Vorstellung des Projekts und der Vortrag hinterließen bei den Teilnehmern der Konferenz neben Nachdenklichkeit auch den großen Wunsch, den Verein zu unterstützen und in der Gesellschaft die Achtsamkeit für Menschen ohne Gehör zu schärfen.
Leider musste auch dieses sehr intensive Wochenende irgendwann zu Ende gehen. Was bleibt, ist die Motivation, die Projekte weiterzuführen und sich gegenseitig zu unterstützen und die Erinnerung an eine unvergessliche Zahnräder-Konferenz 2013.
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