Als ich neulich in der FAZ diesen Artikel las, musste ich schmunzeln…“Kommt nach Deutschland, wir brauchen euch“, „Gut, dass wir die Spanier haben“… das kenne ich doch irgendwoher, dachte ich mir… vor einigen Jahrzehnten gab es schon mal so ein „Schrei“ nach Arbeitskräften aus dem Ausland.

Was passierte? Sie kamen, sie sahen, es gibt Arbeit, sie halfen beim Aufbau der Wirtschaft (auch wenn einige Menschen das jetzt nicht so sehen sollten). Eigentlich hätte jetzt jeder Einwanderer „veni, vidi, vici“ schreien müssen. Aber das passierte nicht. Veni: ja, sie kamen. Vidi: ja, sie sahen, es gibt Arbeit. Dann hieß es aber: perdebam – ich verlor. Es mag jetzt vielleicht sehr provokativ klingen, das so hinzuschreiben. Aber nur die Provokation regt zum Denken an.

Man hatte damals in den 60er-Jahren einiges nicht bedacht und jetzt wird überall von irgendwelchen „Integrationsproblemen“ gesprochen. Aber man scheint ja jetzt etwas daraus gelernt zu haben. Jetzt lernen die Zuwanderer erst mal die Sprache, bevor sie herkommen. Integrationswille pur… Wirklich? Ist das wirklich so? Da lernen die neuen Bürger erst mal die Sprache, nehmen wir mal an, in einem Jahr. Das ist durchaus machbar. Glauben Sie nicht? Kennen Sie diese Jugendlichen in Anzügen mit einem Rucksack, die in den Städten rumlaufen (mormonische Missionare)? Haben Sie sich mal mit denen unterhalten? Ich hatte das Vergnügen, während einer Zugfahrt von FFM nach Bielefeld. Diese Jugendlichen kamen aus den USA. Sie hatten zwar einen amerikanischen Akzent, sprachen aber fließend die deutsche Sprache. Einer erzählte mir, dass er sie innerhalb von drei Monaten erlernt hätte. Kurz, aber intensiv. In den drei Monaten wurde nur Deutsch gesprochen. Über die Methode möchte ich hier nicht diskutieren, aber es zeigt, dass es möglich ist.

Kommen wir wieder zurück zu unserem Thema. Nehmen wir also an, dass die Person in einem Jahr die deutsche Sprache beherrscht. Und nun ist sie integriert? Wird die Integration so definiert? Lern die Sprache und du bist integriert? Ich glaube, es wird mir kaum jemand widersprechen, wenn ich sage, dass sich die Mentalität von Zuwanderern sehr von jener der Deutschen unterscheidet.

„Eine gesteuerte Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern“… puuuuuh… was ist das denn bitte für eine Aussage? Ja, wir nehmen Arbeitskräfte aus dem Ausland, aber nur die, die uns was bringen – und wenn wir mit ihnen fertig sind, hoffen wir, dass sie wieder gehen? Soll das die Logik sein? Weiter im Text: „… ein Arbeitsplatz und ein stetes Einkommen sind die besten Garanten für eine gelungene Integration in die Gesellschaft…“

Tja, wieso hält man dann immer noch in großen Lettern den Begriff „Integrationsprobleme“ aufrecht? Gut, die Statistik besagt wohl, dass es mehr Nichtdeutsche seien, die keinen Job hätten. Aber ich kenne auch sehr viele Deutsche ohne Migrationsgeschichte, die keinen Job haben. Haben die dann auch Integrationsprobleme? Ich finde, dass es keine Integrationsprobleme gibt. Wir haben hier andere Probleme. Es gibt sicher so einige, die sprachliche Probleme haben. Es gibt kulturelle Unterschiede, Mentalitätsunterschiede. Aber sprechen wir hier doch bitte nicht von Integrationsproblemen. Der Schwabe kommt mit dem Ur-Hamburger auch nicht gerade traumhaft gut klar. Soziale, Gesellschaftliche Probleme sind das für mich.

Integriert aber sind die Einwanderer hier. Es gibt arbeitende Einwanderer, es gibt sogar Einwanderer, die selbst Arbeitgeber sind. Die Zugewanderten zahlen ebenso Steuern, halten sich genauso an Gesetze, haben genauso alle Pflichten wie die „Ur-Bürger“ des Landes. Also, wovon sprechen wir überhaupt, wenn es uns um Integrationsprobleme geht?

Eine weitere Sache, die mir persönlich ein Dorn im Auge ist: die Bezeichnung „Migrant“. Die galt vielleicht für die erste Welle. Ich zähle nicht dazu, ich bin hier geboren, wie es so manche Menschen aus zugewanderten Familien mittlerweile sind, bin hier zur Schule gegangen, habe hier studiert und arbeite nun hier. Ich bin höchstens aus dem Bielefelder Raum ins Schwabenland migriert. Aber dass ich auch als „Migrant“ bezeichnet werde, finde ich eher unverschämt und beleidigend.

Whatever… „Das Land braucht Fachkräfte“… Kennen Sie das Schild mit Uncle Sam und der Aufschrift „We want you“? – Welchen deutschen Politiker müsste man für Uncle Sam einsetzen?!

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Wurde 1982 in der schönen Stadt Bielefeld geboren, als Sohn eines Fabrikarbeiters, der damals nach Deutschland als Tourist gekommen war, die Mutter kennen gelernt hatte und sich dazu entschloss, gleich hier zu bleiben. Zunächst besuchte er die Realschule, anschließend absolvierte er erfolgreich sein Abitur und in weiterer Folge ging es direkt an die Hochschule in Niederrhein Krefeld. Dort machte er seinen Abschluss als Dipl. Chemieingenieur und arbeitet derzeit im schwäbischen Raum für ein Chemieunternehmen.

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