Die Worte, mit denen die „Jüdische Allgemeine“ ihre Interviewpartner Levent, Murat und Ömer zitiert, offenbaren Abgründe. Wenige Tage nach dem brutalen Überfall arabischstämmiger Jugendlicher auf einen Rabbiner und seine Tochter in Berlin-Schöneberg üben sie sich in unflätigen Hasstiraden gegen Juden, verharmlosen den Holocaust und dreschen extreme und holzschnittartige politische Parolen.

Ob die Betreffenden in letzter Zeit überhaupt eine Moschee oder eine religiöse Veranstaltung von Innen gesehen haben, geht aus dem Beitrag nicht hervor. Es tut aber auch ebenso wenig zur Sache wie die Hinweise auf einen westlichen Lebensstil, die sich zwischen den Zeilen finden. Dass unter nicht wenigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund erschreckende antisemitische Auffassungen verbreitet sind und sich nicht selten in verbalen oder körperlichen Übergriffen gegen Juden äußern, ist jedenfalls eine Herausforderung für die gesamte muslimische Community.

Dass sich der manifeste Antisemitismus unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund kürzlich zitierten Umfragen auf einem Level bewegt, der dem langjährigen gefestigten Durchschnitt innerhalb der deutschen Bevölkerung entspricht, darf ebenso wenig eine Ausrede für Untätigkeit sein wie die Tatsache, dass deutsche Muslime selbst Ziel permanenter rassistischer Kampagnen darstellen, die bis in die Mitte der Gesellschaft Anklang finden.

Der Islam lehrt, dass jede Ungerechtigkeit gegen den Willen Gottes ist. Er sieht Moses als Revolutionär eines Volkes an, das nur seiner Gottesfurcht wegen verachtet und gequält wurde. Er anerkennt das Heilige Land als dem Volk Moses „von Gott geschrieben“. Gewalt gegen Andersgläubige ist im Islam strikt verboten.

Viele Jugendliche aber haben die Verbindung zu ihren eigenen religiösen Wurzeln verloren und verwechseln deshalb politische Propaganda aus dem Fernsehen mit dem Islam.

Es ist daher nicht nur ein Problem fehlenden religiösen Wissens und mangelnder Dialogfähigkeit, sondern auch ein Problem des Fehlens von Medienkompetenz, die zu forcieren eine der vordringlichsten Aufgaben des Bildungswesens sein muss. Denn nur, wo diese hergestellt wird, kann Manipulation als solche erkannt und durchschaut werden. Und es tut Not, das Medienangebot als solches perspektivisch durch bessere Medien für deutsche Muslime zu erweitern. Damit immer weniger von ihnen überhaupt auf den Gedanken kommen, Informationen aus den Hasssendern zu schöpfen.

 

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Jg. 1973, ist allein erziehender Vater, freiberuflicher Lektor, Lerncoach und Kommunikationsdienstleister. In diesem Rahmen ist er unter anderem Redakteur beim "Deutsch-Türkischen Journal", Betreuer der Wirtschaftsblogs "Wirtschaft Global" und der "Blickpunkt"-Reihe aus dem Hause der ADMG Publishing Ltd. (Saigon). Er lebt in Bernburg/Saale.

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