Das Thema Integration von Migranten ist dermaßen zerredet worden, das ich mir lange darüber Gedanken gemacht habe, ob ich überhaupt noch was dazu sagen soll, geschweige denn etwas schreibe. Bei all den Meinungen die bisher geäußert worden sind, ist mein Text wahrscheinlich nur eines von vielen, die man in die Schublade („schon wieder so ein Text“) einordnen könnte. Nichts desto trotz möchte ich versuchen meine Gedanken, die mich schon seit langem plagen los zu werden. Einige Punkte, die ich erwähnen werde, sind schon mehrmals genannt worden. Ich werde sie nochmal in einigen Leitsätzen zusammenfassen.

Jeder sollte so leben können, wie er es für richtig hält, denn was man nicht will das einem angetan wird, das sollte man anderen auch nicht hinzufügen.  Allein dieser Leitsatz könnte schon ein Thema zu einem Buch werden, wenn man sich die ganze Debatte über das Thema Integration vergegenwärtigt. Die Islamkonferenz beispielsweise, wurde durch Herrn Dr. Schäuble ins Leben gerufen und hat in seiner Amtszeit als Innenminister einiges auf die Beine gestellt, wobei man sagen muss, das dort Mitglieder waren, die mit dem Islam nun ganz und gar nichts am Hut haben. Kann man über eine Religion eine Konferenz einberufen und dann Leute einladen, um deren Meinung über diese Religion als Experten anzuhören, weil sie einen Migrationshintergrund haben? Das Urteil überlasse ich den Lesern mit gesundem Menschenverstand selber. Würden Christen wollen, dass in einem „islamisch geprägtem Land“ Vertreter zu Christen-Konferenz eingeladen werden, die keine Christen sind, jedoch aus einem „christlich geprägtem Land“ kommen?  Wie würde so eine Konferenz enden?  Einige Mitglieder der Islamkonferenz sehen den Islam als Integrationshindernis. Das machen sie immer wieder deutlich und begründen das damit, das sich Muslime deshalb nicht integrieren könnten, weil sie Muslime sind. Demnach müsste man auch die Islamkonferenz abschaffen, weil die Symptome bereits im Vorfeld vorweggenommen sind. Die ganze Konferenz war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil die Teilnehmer so verschieden waren, das man das nicht mehr unter einen Nenner bringen konnte. Den Höhepunkt der ganzen Debatte hat unser neue Innenminister Dr. Friedrich erreicht, in dem er als erste Amtshandlung erklärte, das der Islam nicht zu Deutschland gehören würde. Damit sind viele Wege des Dialogs versperrt worden, weil niemand gerne ein Gespräch mit jemandem führt, wenn er weiß das dieser ihn nicht als zugehörig ansieht.

Kein Mensch, keine Regierung sollte einer Glaubensgemeinschaft vorschreiben oder diktieren, wie sie ihre Religion zu verstehen und zu leben hat. Das muslimische  Frauen ein Kopftuch tragen, dürfte nach 60jähriger Migrationserfahrung kein Geheimnis mehr sein. Darüber zu debattieren, warum, wieso und weshalb das so ist, und ob es in der heutigen Zeit notwendig ist, ist einfach unverschämt und zeugt von Überheblichkeit gegenüber anderen Glaubensgemeinschaften.  Was für eine Unverschämtheit wäre es wenn ein Muslim anfangen würde Christen zu erklären wie Weihnachten oder Ostern zu feiern sei? In vielen Debatten hört man immer wieder, ob es in der aufgeklärten Zeit notwendig ist, Kopftuch zu tragen. Ein weiterer Punkt, den Muslime als lästig finden, ist das man hierzulande der Meinung ist, das der Islam die gleiche Entwicklungsgeschichte zu durchlaufen habe, wie das Christentum sprich reformiert werden müsse.  Wie Muslime ihre Religion zu verstehen haben und wie sie ihre Religion leben, sollte doch wirklich nicht das Thema Deutschlands sein. Solange man friedlich lebt, die Religion nicht dazu benutzt Unruhe zu stiften und Hass zu verbreiten, sollte das doch jeder selber entscheiden, wie er seine Religion leben möchte.

Die meisten Migranten leben in Deutschland und sind hier geboren und aufgewachsen. Sie haben also mit ihren Ursprungsländern kaum mehr zu tun als Urdeutsche, wenn man überhaupt von urdeutschen sprechen kann. Für Sie sind ihre Herkunftsländer genauso wie für Deutsche Urlaubsländer. Aufgrund dessen können Sie mit dem dortigen Problem wenig anfangen. Deshalb ist es unsinnig immer wieder auf die Probleme der Ursprungsländer hinzuweisen aus denen diese Menschen oder ihre Eltern stammen. Das Christen in einigen „islamisch geprägten Ländern“ nicht die gleiche Freiheit genießen, wie Muslime in Deutschland, ärgert diese Menschen gleichermaßen.  Es hilft uns jedoch nicht die Debatte im Inland auf einen vernünftigen Nenner zu bringen, da die Muslime, die in Deutschland leben für die Missstände in diesen Ländern nichts können.  Deshalb ist eine Argumentation, die darauf abzielt die Kommunikation hierzulande im Keim zu ersticken und die Probleme im Ausland zu benennen nicht gerade Zielführend. Das Fehler im Ausland gemacht werden, kann kein Argument dafür sein, das wir die Fehler auch hierzulande machen. Deshalb ist die Projizierung von Missständen im Ausland in  inländische Debatten meist nicht ziel führend.

Empathie-Fähigkeit ist der erste Schritt zu einer ernst gemeinten Annäherung  mit Muslimen. Das gleiche gilt auch für Muslime. Wir müssen uns immer in die Lage der anderen versetzen um den Anderen besser zu verstehen.  Dazu bedarf es eines ernst gemeinten Dialoges in der Gesprächspartner aneinander kennen lernen wollen und nicht kritisieren, nach dem Motto: Jetzt habe ich was entdeckt, womit ich dir eins rein würgen kann.  So eine Geisteshaltung kann man meines Erachtens nur dann erlangen, wenn man sich erst mal von Vorurteilen befreit. Dies bedarf jedoch einer Erledigung von vorgefertigten Meinungen, die man sich entweder selbst oder durch äußere Umstände zurecht geschustert hat.

Wenn wir andere nicht bevormunden und uns so verhalten, das wir dem Anderen nicht das wünschen, was wir uns selbst nicht wünschen würden. Wenn wir Empathie-Fähigkeit entwickeln können und dabei nicht den Hintergedanken hegen, das der Andere sowieso noch nicht soweit ist wie wir, dann könnte Integration und Dialog gelingen.

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