Der Ursprung der Europäischen Union (EU) geht zurück in die 1950er-Jahre. Es war Nachkriegszeit und der Kommunismus stand noch fest auf den Beinen. Der Kalte Krieg stand noch in seiner frühen Entstehungsphaseund der Eiserne Vorhang erschien unüberwindbar. Die EU wurde gegründet und existierte weiter alsWirtschaftsverbund befreundeter Staaten zum Zwecke des Zusammenschlusses und der wechselseitigen Unterstützung im Angesicht der Blockkonfrontation zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR.

Doch jetzt werden die Karten neu gemischt und die EU macht eine schwere Zeit durch – sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Die Ostblockstaaten sind zerfallen und die EU hat sie in die Gemeinschaft aufgenommen – trotz der Struktur- und Wirtschaftsprobleme dieser Staaten.  Warum? Vielleicht wegen der einfacheren Handhabung der Umstrukturierung in diesen Staaten. Diese strukturell zu verändern ist wesentlich einfacher als dies bei einem fest etablierten, demokratischen Land zu versuchen. Sogar Zypern wurde in das Bündnis aufgenommen. Viele Europäer wissen dabei gar nicht mal, wo Zypern liegt.

Doch irgendwie sticht ein Anwärter zum Beitritt in die EU hervor: Nämlich die Türkei. Die Türkei wurde 1952 in die NATO aufgenommen und stellt nach den USA deren zweitgrößte Armee. Es war eine der sinnvollsten Maßnahmen, um die Sowjetunion an der Expansion zu hindern. Kontrolle durch Bündnis?

Die Türkei ist seit 1959 auch daran interessiert, der EU beizutreten. Jahrzehnte sind seither vergangen. Mächte sind verschwunden und Ideologien wurden umgewälzt. Die Verhandlungen mit der Türkei wurden hingegen stets aufgeschoben. Die Fragen der öffentlichen Diskussion lauten: Gehört die Türkei zu Europa? Sind die Türken in historischer, religiöser oder kultureller Hinsicht Europäer? Haben sie eine europäische Identität und – falls nein – könnten sie eine solche entwickeln oder sollen sie überhaupt? Ist ein mehrheitlich islamisch geprägtes Land mit einer europäischen Identität kompatibel? Sollte sich die EU als Christenclub definieren?

Was viele nicht wissen, ist, dass die Türkei seit Anfang des 20.Jahrhunderts eine radikale, kompromisslose und umfangreiche Europäisierung durchmacht – oft in einer Weise, die über das Ziel hinausschoss. Angefangen von der Kleidung bis zur Schrift der Nation und der Manifestationeines säkularen Systems hat damals Atatürk die Umwandlung eingeleitet. Sie sollten sich vorstellen, was wäre, wenn Sie von einem Tag auf den anderen ein Analphabet werden würden…

Im April 2004 sprachen sich 66{29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040} aller Deutschen gegen eine Südosterweiterung aus (Allensbacher Institut 2004). Wissen die Deutschen eigentlich, dass die Türkei im ersten Weltkrieg auf der Seite der Deutschen stand? Und dass die Türken nach dem zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle gespielt haben beim Wiederaufbau Deutschlands? Irgendwie gehen diese Erinnerungen in manchen Kreisen schnell verloren. EUROSTAT macht jedes Jahr zweimal eine Umfrage hinsichtlich des Zugehörigkeitsgefühls der Personen, die in Europa leben. Und es stellt sich heraus, dass sich viele eher nur ihrem Landverbunden fühlen und nicht für eine europaweites „WIR“ stehen. Aber dennoch wird ausgerechnet in puncto Türkei dieses „WIR“ hervorgehoben und in diesem Fall plötzlich wieder die Identität der EU beschworen. Warum diese Diskrepanz?

Die Türkei ist moderner und mächtiger denn je. Fragen Sie sich nicht woher ihre Kleidung oder der Flachbildschirm herkommen? Was ist der Unterschied zwischen der Türkei und Bulgarien, Slowenien, Polen oder Zypern?Warum werden so viele Steuergelder in Griechen oder Zyperns Banken investiert? Muss ich mich verpflichtet fühlen, als Steuerzahler Spanien zu helfen? Wird es immer schlimmer mit dem Lohndumping? Und kann ein Rumäne in Deutschland Hartz IV beantragen? Lauter Fragen, die EU-Abgeordnete in Bedrängnis bringen.

Daher sollte man sich in der Thematik endlich von Kulturalismus, Xenophobie und Unsachlichkeit lösen und den Beitrittsprozess konstruktiv fördern.

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Interesse an vieles mit einer anderen Perspektive an Ereignissen. Naturwissenschaftler.

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