„Wie bitte? Es gibt Muslime, die sich um Dialog bemühen?“ – „Äääähm – ja?“. So lautet meine Antwort, als ich das Buch meinem Freund Kevin zeige. Er ist verwundert. Offenbar ist er schockiert. Denn das, was ich ihm vor die Nase halte, zerstört gerade sein gesamtes Weltbild. Und sein von der BILD-Zeitung gezeichnetes Türken-Image ohnehin. Oh nein. Bin ich gemein, denke ich.
In einer Welt, wo Muslime zum neuen Sündenbock geworden sind, ist diese Behauptung schwer hinzunehmen. „Ich kann es sehr gut verstehen.“ „Was denn?“ sagt er. „Ach, ich meine Türken sind ja ungebildet und so. Die können ja nicht mal deutsch. Insofern find ich das normal, dass du die Behauptung komisch findest.“, meine ich. Und dann, meine Damen und Herren, kommt der Knaller. Der Satz, den ich – naja – hasse. „Ja, aber du bist ja eine Ausnahme.“
„Ich weiß ja nicht was für Muslime du kennst, aber ich kenne unter anderem welche, die sich für Bildung und Toleranz einsetzen und versuchen etwas in dieser Gesellschaft zu bewegen.“ erwidere ich.
Schnell schnappt er sich das Buch und schnuppert rein. Er will es sich ausleihen. Ich sage, ich hätte kein Problem damit, solange er es mir zurückgibt. Irgendwann…
Das Buch, von dem ich rede trägt den Titel: „Muslime zwischen Tradition und Moderne“. Eine muslimische Perspektive, eine Zivilisation, nach der Religion die Wissenschaft nicht ablehnt, sondern sie unterstützt? Gleichberechtigung der Geschlechter seien Grundbausteine gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ein Islam, der nicht mit den westlichen Werten kollidiert? Interessant, denke ich. Und Kevin erst recht.
Ich habe mir den Bestseller erst vor kurzem bestellt. In zwei Tagen war es verschlungen. Just to recommend…