von Merve Gül und Emre Yavuz
In Zeiten der digitalen Massenkommunikation wiegen wir uns oft in sicheren Händen. Doch unsere sicher geglaubten Kommunikationswege sind sehr fragil. Im Ernstfall liegen dann mit den digitalen Verbindungen auch die Nerven blank. Erst vergangenen Abend brach die Menschheit in Massenpanik aus, als sie sich für vier Stunden nicht mehr über WhatsApp miteinander verbinden konnte. Was sich für Zuckerberg als Katze im Sack für 19 Milliarden Dollar erwiesen haben dürfte, ist für viele die einzige Existenzgrundlage in einer Welt, in der Frau und Mann sich über Fotos ihrer Speisen und Haustiere sowie überlebenswichtigen Lebensphilosophien auf künstlerischen Hintergründen definieren. Wenn dies nicht mehr möglich ist, droht die WhatsAppocalypse.
Wir haben sieben Punkte zusammengestellt, die Ihnen im Falle eines erneuten digitalen und globalen Kollapses helfen können. Orientieren Sie sich an diesen Anhaltspunkten, damit Sie das Horrorszenario so unbeschädigt wie möglich überstehen und langfristig zu einem erfüllteren Leben geführt werden:
1) Das Sprechen nicht verlernen!
Es könnte passieren, dass Sie irgendwann auch einmal auf veraltete Mittel wie die verbale Kommunikation zurückgreifen müssen. Stellen Sie sich am besten jeden Tag fünf Minuten lang vor den Spiegel und trainieren Sie das Sprechen mit sich selbst. Reden Sie in vollständigen Sätzen, anstatt unmenschliche Laute von sich zu geben. Erinnern Sie sich noch daran, wie Fragesätze aufgebaut sind? Genau von diesen können Sie nun Gebrauch machen. Fragen und Antworten; daraus besteht eine Konversation. Gehen Sie ruhig ein paar Szenarien in Ihrem Kopf durch. Fragen und antworten Sie laut. Versuchen Sie dabei, das Handy so selten wie möglich aus der Tasche zu zücken. Denn vergessen Sie nicht: Im Ernstfall müssen Sie auch ohne ihren Schatz überleben!
2) Menschenscheu besiegen!
Halten Sie sich ruhig öfter und über längere Zeitspannen gemeinsam mit anderen Menschen in einem Raum auf, ohne Ihre Finger am Handy zu haben. Setzen Sie hierbei auch gleich Punkt 1.) um. Sprechen Sie mit Ihrem Gegenüber. Um dieses Verhalten zu trainieren, hat sich in der Vergangenheit folgendes Spiel bewährt: Wenn man mit Freunden zusammen im Café sitzt, legt jeder sein Handy auf einen Stapel in die Mitte des Tisches. Wer zuerst zum Handy greift, muss die Rechnung für die gesamte Gruppe übernehmen. Sie werden feststellen, dass nur eine Macht den digitalen Mitteilungszwang besiegen kann: Geiz.
3) Gesichter und Stimmen der wichtigsten Menschen merken –
nur für den Fall, dass man diese Menschen auch tatsächlich mal treffen muss. Stellen Sie hierfür sicher, dass Sie Ihre Liebsten so oft wie möglich im realen Leben treffen. Sehen Sie es als ein Training an – nur für den Ernstfall!
4) Phonophobie erkennen und bekämpfen!
Sie brauchen weder Angst vor dem Telefonieren, noch vor Ihrer eigenen Stimme zu haben. Denken Sie daran: Im äußersten Notfall können Sie auch für zwei Minuten bei Ihrem Gegenüber durchklingeln, anstatt sich drei Stunden lang Ihre Finger orthopädenreif zu tippen.
5.) A little less conversation, a little more action please!
Unternehmen Sie mal wirklich was, anstatt auf WhatsApp nur so zu tun! Statusmeldungen wie „busy”, „studying” und „unterwegs” haben sich in den letzten Jahren zu wahren Modeerscheinungen entwickelt. Wenn Sie tatsächlich „busy” wären, hätten Sie nicht den Zwang, dies jemandem mitteilen zu müssen. Bremsen Sie Ihre Mitteilungsgeilheit. Hierzu hat sich eine einfache Formel bewährt: Mehr tun und weniger darüber reden!
6.) Autophil statt autophob!
Gönnen Sie sich mal Zeit für sich selbst. Schalten Sie ab und an mal alle elektronischen Geräte aus, setzen Sie sich in ein ruhiges Zimmer, einen Park oder ein Café und lernen Sie sich selbst kennen. Lernen Sie Schritt für Schritt, sich selbst zu ertragen, damit Sie sich selbst nicht zu Tode nerven, falls Sie durch eine WhatsAppocalypse mal dazu gezwungen werden.
7.) Machen Sie Gebrauch von Menschenrechten!
Das Recht auf Privatsphäre ist beispielsweise eines. Denken Sie immer daran, wenn Sie die Mitteilungsbedürftigkeit wieder überkommt. Sie müssen nicht immer alles mit uns teilen. Behalten Sie ruhig auch einmal etwas für sich. Das dürfen Sie, denn in den häufigsten Fällen überwiegt das Recht auf Privatsphäre die Meinungsfreiheit. Verstoßen Sie nicht selbst dagegen.
Sollten Sie auch nur die Hälfte dieser Punkte umsetzen können, dann erwartet Sie ein stressfreies Leben. Sie können sich so zum ersten Mal um die Menschen und Dinge kümmern, die Ihnen wirklich wichtig sind. Vor allem aber haben Sie endlich einmal ein paar stille Stunden für sich selbst. Nutzen Sie diese und ordnen Sie Ihre Gedanken und Gefühle, damit Sie morgen wieder mit mehr Power in den Tag starten können.
Gehen Sie Schritt für Schritt die Seven Steps to Heaven.