Die AfD hat ein neues Wahlprogramm. Und wie immer ist es ein Sammelsurium aus altbackenen Ideen, politischen Nostalgien und einem bemerkenswerten Talent, die Komplexität der Welt in einfache Parolen zu pressen. Während die meisten Parteien nach vorne blicken und versuchen, Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu finden, scheint die AfD eine Mission zu haben: das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Und zwar mit einer Vehemenz, die fast schon bewundernswert ist – wenn sie nicht so gefährlich wäre.
Europapolitik: Zurück ins Mittelalter
Der Traum von der Europäischen Union als Friedensprojekt? Ein Albtraum für die AfD. Ihr Ziel: den deutschen Austritt aus der EU. Damit wären wir zwar in guter Gesellschaft – schließlich hat der Brexit Großbritannien zu einem Leuchtturm wirtschaftlicher und politischer Stabilität gemacht (Spoiler: nicht wirklich) – aber die AfD sieht in der EU vor allem einen Feind. Souveränität sei das Zauberwort, heißt es. Übersetzt bedeutet das: Deutschland soll alleine entscheiden, ob es den Kopf in den Sand steckt oder sich an globalen Herausforderungen beteiligt. In einer Welt, die von interkontinentalen Konflikten, Wirtschaftsverflechtungen und Klimakatastrophen geprägt ist, wirkt das wie der Versuch, ein brennendes Haus mit einer Gießkanne zu löschen.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Euro. Zurück zu nationalen Währungen? Großartige Idee, vor allem wenn man Lust auf eine Wirtschaftskrise im XXL-Format hat. Es scheint, als wolle die AfD unbedingt beweisen, dass man von Geschichte tatsächlich nichts lernen kann.
Migrationspolitik: Der Traum von der Festung Europa
Die Migrationspolitik der AfD lässt sich auf einen simplen Satz reduzieren: „Raus mit euch!“ Das Wort „Remigration“ hat es sogar in offizielle Parteiresolutionen geschafft. Dahinter verbirgt sich die Idee, Menschen mit nicht-deutschen Wurzeln „zurückzuführen“. Wohin? Egal, Hauptsache weg. Wie das in der Realität aussehen soll, bleibt offen. Dass Abschiebungen oft an rechtlichen, logistischen und menschlichen Hürden scheitern, scheint die AfD wenig zu interessieren. Hauptsache, die Wählerbasis bekommt das Gefühl, dass jemand endlich aufräumt.
Klimapolitik: Die Erde ist eine Scheibe
Der Klimawandel? Ein Hirngespinst der linken Weltverschwörung, zumindest wenn es nach der AfD geht. Statt den Pariser Klimazielen verpflichtet zu bleiben, will die Partei lieber fossile Brennstoffe fördern und Deutschland zurück in die glorreichen Zeiten der Kohlewirtschaft führen. Man kann sich das bildlich vorstellen: während andere Nationen auf erneuerbare Energien setzen, pflanzt Deutschland stolz neue Kohlekraftwerke. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch gefährlich. Aber warum sich mit wissenschaftlichen Fakten herumschlagen, wenn man stattdessen auf den Beifall von Klimaleugnern zählen kann?
Familien- und Gesellschaftspolitik: Willkommen in den 1950ern
Die AfD hat ein klares Bild von der perfekten Gesellschaft: Vater arbeitet, Mutter bleibt zu Hause, und die Kinder wachsen in einem strikten, traditionsbewussten Umfeld auf. Gender-Mainstreaming? Für die AfD eine „Ideologie“, die es auszumerzen gilt. Gleichberechtigung und Diversität? Teufelszeug! Die Partei träumt von einer homogenen Gesellschaft, in der Abweichungen von der Norm als Gefahr und nicht als Bereicherung wahrgenommen werden. Progressives Denken? Nicht mit der AfD.
Sicherheitspolitik: Mehr Überwachung, weniger Freiheit
In puncto Sicherheitspolitik zeigt sich die AfD gewohnt scharfzüngig. Sie fordert mehr Befugnisse für die Polizei und eine rigorose Durchsetzung von Recht und Ordnung. Klingt erstmal gut, oder? Aber wer genauer hinschaut, erkennt schnell: Die Partei setzt vor allem auf Angst und Kontrolle. Bürgerrechte bleiben dabei auf der Strecke, denn Freiheit ist für die AfD immer dann zweitrangig, wenn es um ihre Definition von „Sicherheit“ geht.
Ein Programm für die Vergangenheit
Was bleibt also von diesem Wahlprogramm? Es ist ein Dokument der Rückwärtsgewandtheit. Statt Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu liefern, bietet die AfD eine Flucht in die Vergangenheit. Ihre Vorschläge sind nicht nur unrealistisch, sondern auch gefährlich. Sie spielen mit der Angst der Menschen, anstatt Hoffnung zu geben. Sie predigen Spaltung, anstatt Einheit zu fördern.
Aber vielleicht ist das auch das eigentliche Ziel der AfD: Nicht zu regieren, sondern zu polarisieren. Denn wer Verantwortung übernehmen will, braucht mehr als Parolen. Er braucht Lösungen. Und genau die sucht man im Wahlprogramm der AfD vergeblich.
Eine gefährliche Illusion
Die AfD verkauft uns eine Illusion – die Illusion, dass Deutschland ohne Europa, ohne Zuwanderung, ohne Klimapolitik und ohne gesellschaftliche Vielfalt besser dran wäre. Doch in einer globalisierten Welt ist Isolation keine Option. Die Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nicht mit alten Rezepten lösen. Wer darauf setzt, wird scheitern. Und mit ihm alle, die an diese gefährliche Märchenstunde glauben.