Berlin, die Stadt der Gegensätze, hat schon vieles gesehen: Mauerfall, Techno-Revolution, Dönerboom – und jetzt das House of One. Auf den ersten Blick ist dieses Projekt ein Vorzeigeobjekt, ein Paradebeispiel deutscher Bemühungen um Toleranz und Dialog. Judentum, Christentum und Islam unter einem Dach, ein gemeinsames Gebetshaus – klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch während die einen bereits die Engel singen hören, murmeln die Zyniker: „Ist das wirklich mehr als nur Symbolik?“
Ein Gebäude, das die Welt reparieren soll?
Das House of One verspricht, ein Raum des Friedens und des Austauschs zu sein. Ein Ort, an dem religiöse Differenzen nicht spalten, sondern verbinden. Doch wenn man die Nachrichten einschaltet, wird klar: Die Welt da draußen hält sich nicht an die Einladung zum gemeinsamen Kumbaya-Singen. Der Gazakonflikt eskaliert in brutaler Regelmäßigkeit, der Ukraine-Krieg zerstört weiterhin Leben und Landschaften, und hier in Deutschland? Da schlagen sich Kommentarsektionen im Internet die Köpfe ein, während Politiker über Integration streiten, als wäre es ein Bundesliga-Derby.
Man könnte sich fragen: Was bewirkt so ein Projekt überhaupt, wenn draußen die Hölle los ist? Kann ein Gebäude mitten in Berlin tatsächlich die Welt verbessern? Die Antwort ist sowohl nüchtern als auch hoffnungsvoll: Vielleicht nicht die ganze Welt, aber zumindest ein Stück davon.
Gazakonflikt und die Macht des Symbols
Der Nahostkonflikt ist das Paradebeispiel dafür, wie Religion als Instrument der Spaltung genutzt wird. Dabei geht es in der Realität oft weniger um Glaubensfragen, sondern um Macht, Land und Geschichte. Doch die Symbolik religiöser Differenzen wird immer wieder hervorgekramt, um den Konflikt anzuheizen. Hier zeigt das House of One, was es wirklich sein könnte: Ein Raum, der diese Symbolik umkehrt.
Stell dir vor, ein jüdischer Rabbi, ein christlicher Pastor und ein muslimischer Imam stehen gemeinsam auf der Kanzel dieses Hauses und sagen: „Wir sind mehr als unsere Differenzen.“ Klingt fast kitschig, oder? Aber genau diese Bilder haben die Macht, Perspektiven zu verändern. Sie sind ein Kontrast zu den zerstörerischen Bildern aus Gaza oder anderen Konfliktregionen.
Kritiker könnten sagen: „Schön und gut, aber in Gaza interessiert das keinen.“ Vielleicht nicht sofort. Aber solche Projekte können langfristig Denkprozesse in Bewegung setzen, gerade hier in Deutschland, wo die Frontlinien des Nahostkonflikts oft in die Klassenzimmer und Moscheen der Einwanderer-Communities getragen werden.
Ein Fundament für den Dialog – oder eine Baustelle für Träume?
Natürlich, auch das House of One hat seine Grenzen. Ein Gebäude allein wird keinen Extremisten bekehren, keine Bomben entschärfen und keine Kriege beenden. Doch die Stärke dieses Projekts liegt nicht darin, sofortige Wunder zu vollbringen, sondern langfristige Brücken zu bauen.
Die Bildungsarbeit des House of One ist ein guter Anfang: Workshops, die Vorurteile abbauen, Podcasts, die zeigen, wie Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen miteinander sprechen können, ohne sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Vor allem Multiplikatoren wie Lehrer und Sozialarbeiter profitieren davon. Sie sind es, die in ihren Communities kleine, aber entscheidende Veränderungen bewirken können.
Doch das Projekt steht auch vor Herausforderungen. Kann es verhindern, instrumentalisiert zu werden? Gerade in Zeiten des Gazakonflikts und anderer politischer Spannungen könnten Zyniker argumentieren, dass das House of One nur dazu dient, eine Fassade der Harmonie zu schaffen, während die eigentlichen Probleme ungelöst bleiben.
Warum es Berlin (und die Welt) trotzdem braucht
Trotz aller Kritik: Das House of One ist eine notwendige Antwort auf eine zunehmend polarisierte Welt. Es mag nicht perfekt sein, aber Perfektion ist ohnehin ein Mythos. Was dieses Projekt schafft, ist die Möglichkeit zur Begegnung – und das ist in einer Zeit, in der die meisten Begegnungen in digitalen Shitstorms enden, nicht zu unterschätzen.
Vielleicht liegt genau hier die Stärke des House of One: Es bietet einen Raum, in dem nicht gestritten, sondern zugehört wird. Einen Ort, an dem Menschen erkennen können, dass Religion nicht nur Spaltung bedeutet, sondern auch Verbindung. Und vielleicht inspiriert es ja den einen oder anderen dazu, diesen Dialog über die Mauern Berlins hinauszutragen.
Ein Fazit mit Augenzwinkern
Das House of One ist kein Allheilmittel. Es wird die Welt nicht über Nacht retten, und die Hardliner auf allen Seiten werden weiterhin ihr Gift versprühen. Aber es ist ein Anfang, ein Symbol, das in einer zynischen Welt sagt: „Es geht auch anders.“ Und wenn in einer Zeit wie dieser ein Gebäude dazu beiträgt, auch nur eine Handvoll Menschen zu verbinden, dann hat es seinen Zweck mehr als erfüllt.
Oder, wie ein Berliner vielleicht sagen würde: „Dit is jut so, wie et is – und dat is auch schon wat!“