Bildquelle: Roel Wijnants | CC BY-SA 2.0 | Der Koran

Die Religionen werden häufig von Ideologen instrumentalisiert, auch der Islam und in diesem Zusammenhang Verse im Koran. Für den Außenstehenden ist es dabei schwierig, auseinanderzuhalten, was nun authentisch ist und was nicht. Dass da irgendwas nicht stimmen kann, ahnt man schon, wenn man genauer zuhört und hinschaut, aber dennoch kann man es sich nicht erklären. So auch in manchen Stellen des Korans die oft von Kritikern zitiert werden. Wir haben so ein Beispiel einmal unter die Lupe genommen. Ohne selbst in die Fußstapfen eines Religionswissenschaftlers treten zu müssen, haben wir mal etwas in den sozialen Netzwerken gestöbert und prompt einen Ansatz hinsichtlich dieser Angelegenheit gefunden. Und zwar befragten wir Samet Er, der selbst islamische Theologie studiert. Diese kurze Antwort haben wir bekommen:

Im Koran gibt es insgesamt 6236 Verse. 500 davon sind rechtsverbindliche Koranverse. Und nur 2 davon befassen sich mit Kampf und Tod; Ayat Al-Saif (9:5) und Ayat Al-Qital (9:29)

Durch Missbrauch der koranischen Abrogationslehre (Naskh wa Mansukh) haben viele Korankommentatoren (vor allem jene, die eine kriegerische Ideologie unterstützen) dafür gesorgt, dass diese beiden Verse ganze 132 Stellen abrogieren. Ayat al-sayf (9:5) soll somit ganze 124 Stellen in 52 Suren und Ayat al qital (9:29) ganze 8 Stellen in 7 Suren abrogieren. Interessant hierbei ist, dass es sich bei diesen 132 Stellen vor allem um Verse handelt, die Frieden, Vergebung, und Toleranz predigen.

Weiterhin interessant ist, dass der Begriff ḥarb (dt. Krieg) im Koran lediglich 4 mal vorkommt, wohingegen, der Begriff salām (dt. Frieden) 42 mal vorkommt. Ähnlich ist es bei anderen friedfertigen begriffen. Maġfira (dt. Vergebung) kommt 28 mal vor. Raḥma (dt. Barmherzigkeit) finden wir ganze 114 mal im Koran. ʿAfw (dt. Verzeihung) kommt 35 mal, ṣafḥ (dt. Vergebung) 6 mal, istiġfār (dt. Reue) 42 mal, amn (dt. Sicherheit) 5 mal, sakīna (dt. Seelenfrieden) 6 mal und iḥsān (dt. Wohltätigkeit) 21 mal im Koran vor. Es ist schwer zu übersehen dass es sich bei diesem Missbrauch um eine Verzerrung der Wahrnehmung handelt.

Die beiden Verse, Ayat as sayf und Ayat al qital, seien in einer Zeit offenbart, in der die Muslime in Medina militärisch angegriffen wurden und Jahre lang um ihre Existenz bangen mussten.

„Ich bin der Meinung, dass diese Verse mit unserer heutigen Zeit, einer ‚Zeit des Friedens‘ nichts gemein haben. In einer Zeit des Friedens sollten wir uns auf jene Verse des Friedens, der Toleranz, der Liebe und der Vergebung konzentrieren, die auch zwei Drittel des Korans ausmachen. Der Prophet Muhammad machte das nicht anders. In seinem Leben sehen wir, dass er den Koran auf die beste Weise umsetzte und somit die Liebe, die Toleranz, der Respekt, die Vergebung und der Frieden auf zwei Beinen war“, so Samet Er.

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