Jugendliche kurz nach dem Sturz von Mubarak auf dem Tahrirplatz

Während die deutschen Medien seit einiger Zeit einen „Arabischen Frühling“ präsentieren, erkennen wir zunehmend einen Arabischen Kampfring. Wer am meisten abbekommt, sind wie immer die unschuldigen Kinder und hilflosen Menschen.

Den Umsturz vieler arabischer Diktaturen und Herrscher in den arabischen Ländern konnten wir nun eine längere Zeit mit ansehen. Wohlwissend, dass innerhalb der Regierungen dieser Länder nur alte Namen abgelöst und durch neue ersetzt wurden, hat sich dennoch der Begriff des Arabischen Frühlings durchgesetzt. Doch weder eine Blüte noch erst recht Früchte hat dieser Frühling den Menschen gebracht. Wer heute annimmt, dass es eine arabische Welt gibt, die sich mit Blick auf die persönliche Freiheit der Menschen zum Positiven geändert hätte, der irrt. Der arabische Wechsel war lediglich ein Spiel um die Macht und die Vorherrschaft in ressourcenreichen Gebieten. Und dieses Spiel ist noch längst nicht vorbei. Syriens Bevölkerung leidet noch immer unter dem Kriegszustand, die Lage im Irak, in Afghanistan und auch in Ägypten ist noch immer kritisch.

Die Spielregeln dieses Kampfes sind eindeutig: junge Männer, die für die Freiheit ihres Volkes kämpfen und an den revolutionären Aktivitäten teilnehmen, werden von verschiedenen Rebellengruppen ausgenutzt und in den Tod geschickt. Sie werden um ihr Leben betrogen, sodass einige wenige an die Machtposition näher herankommen können. Das Volk wird gegeneinander aufgehetzt; das Militär kämpft gegen die eigene Bevölkerung. Dies ist ein schmutziges Spiel, ein erbarmungsloser Kampf. Daher lehne ich den Begriff des Arabischen Frühlings ab und bezeichne dies treffender als Arabischen Kampfring.

In Zukunft wird man diesen meiner Meinung nach besser verstehen und feststellen, dass sich durch Aufstände gegen die Regierung und durch Waffengewalt nur wenig geändert hat.

Interventionen durch westliche Mächte finden in erster Linie nur im Eigeninteresse statt. Warum sonst sollte die ehrenwerte Regierung der Vereinigten Staaten sich in manchen Ländern einmischen und das Volk „erretten“, und für Syriens Bevölkerung etwa nicht einen Finger krümmen? Wir müssen zudem bedenken, dass der Krieg  und eine gewaltsame Regelung nicht die Antwort für tiefgreifende soziale und kulturelle  Probleme in arabischen (und überhaupt in allen) Ländern sein kann. Ohne  eine gleichzeitige kulturell und ethisch fundierte Bemühung für diese  Regionen ist letztlich jede militärische Intervention zum Scheitern verurteilt, sei es nun eine Einmischung durch andere Staaten oder ein Umsturz im eigenen Land. Wird den Bedürftigen eine Hilfe angeboten? Wird  auf die Religion und Kultur der Menschen Rücksicht genommen? Werden  neue Bildungsangebote geschaffen? Die Geschichte hat zweifellos gezeigt,  dass eine Lösung durch reine Waffengewalt unwahrscheinlich ist und bleibt, solange nicht grundlegende Probleme gelöst werden. Der einzelne Mensch ist wichtig, dessen Bildung und Moral.

Im Kampfring geht es in diesen Tagen wieder in eine neue Runde in der arabischen Welt. Mit den leidvollen Bildern in unseren Köpfen und einem schweren Herzen warten wir sehnsüchtig nach einer Lösung für die betroffenen Menschen, wir warten auf Regierungen, die für ihr Volk arbeiten und es nicht ausbeuten und unterdrücken, und wir hoffen auf eine demokratische und moralische Bildung für die Jugend, die auf Dauer ihr Land verändern kann.

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Mit zwei Jahren nach Deutschland gekommen, im Ruhrpott aufgewachsen, Abitur gemacht und jetzt Studium der Germanistik und Anglistik in Paderborn. Auslandsaufenthalt im Wintersemester 2011/2012 in London. Besonderes Interesse in Medien, Sprachwissenschaften und Sprachentwicklung.

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