Während ich meinen Rückflug von Stuttgart nach Düsseldorf plane, erfahre ich, dass mein Flug „gecancelled“ sei, wie es so schön auf Denglisch heißt. Ich lerne zufälligerweise Mark kennen. Auch er leidet unter dem Schicksal der Wetterverhältnisse. So sitzen wir 10 Minuten später im ICE und plaudern über dies und jenes. Mark ist ehemaliger Bundeswehrsoldat. Student. Er hat 3 Jahre lang in den USA gelebt, hat Auslandserfahrung. Er ist sehr humorvoll, das ist ungewöhnlich bei Deutschstämmigen, denkt nun vielleicht der eine oder die andere. Klischees.
Er ist zudem eine sehr offene, kontaktfreudige Person. Ich bewundere seine soziale Kompetenz, seine Fähigkeit mit Menschen unterschiedlicher Charaktereigenschaften ganz offen über Themen zu reden, über die andere eher schweigen. Wir reden über Politik, Lifestyle, Musik und – das gehört einfach zu jedem Männergespräch – über Frauen. Mark und ich sind verschieden. Er – trinkt Wein. Ich… trinke Apfelschorle. „Ach, ich respektiere Personen, die aus religiöser Überzeugung kein Alkohol trinken.“ – „Danke sehr.“
Nach einer Weile sieht er die Vorderseite der aktuellen Spiegel-Ausgabe in meiner Hand: „Mythos Mekka – Die Schicksals-Stadt des Islam“. So kommen wir zum Thema Integration. „Ich finde Sarrazin viel zu polemisch und provozierend“ meint Mark. „Ach was, ich kann ihn ganz gut verstehen“, erwidere ich. Mark ist verwundert über meine Äußerung. Ich teste ihn und er protestiert:
„Ich finde, dass jemand, der genügend im Ausland gelebt hat, viel mehr Verständnis für Fremdes hat. Denn er weiß, was Fremdsein bedeutet.“
Er redet von seinen Freunden, die nahezu alle ausländische Wurzeln haben. Er findet die kulturelle Vielfalt seines Freundeskreises interessant. Am liebsten erzählt er mir von seinem französisch-kanadisch-marokkanischen Freund, der Gitarre spielt und dadurch die Mädels aus der Uni anlockt. Allerdings ist mir sein Interesse gegenüber fremden Kulturen nicht üblich. Ich finde ihn interessant.
Eines habe ich durch Mark gelernt: Kultur bedeutet für ihn Vielfalt. Vorurteile gegenüber Fremdes sind für ihn sinnlos. Wenn man warmherzig mit den Menschen umgeht, bekomme man immer ein positives Feedback. Egal aus welcher Kultur sie stammen. Wenn das Feedback negativ ist, dann solle man sich an der eigenen Nase packen.
Ach ja, Mark muss in Köln aussteigen. Er wünscht mir noch alles Gute. Und ich wünsche ihm:
„Frohe Weihnachten!“