Alice Weidel hat es wieder getan. Die Kanzlerkandidatin der AfD hat in einem Online-Gespräch mit Elon Musk ausgerechnet Hitler als Kommunisten bezeichnet. Ein Satz, der sich anhört wie eine schlechte Pointe auf dem Stammtisch einer rechten Karnevalssitzung – wäre er nicht bitterer Ernst. Ja, sie hat es gesagt, und nein, es war kein Versprecher. Doch bevor wir uns in dieser intellektuellen Achterbahnfahrt verirren, lassen Sie uns kurz innehalten und versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen, das Frau Weidel hier angerichtet hat.

Das Dritte Reich als Sozialismus

Weidels Argumentation basiert auf der alten Mär, dass „Nationalsozialismus“ ja schließlich das Wort „Sozialismus“ enthalte und damit irgendwie links sein müsse. Logisch, oder? Wie „Schweinehund“ ja auch ein Tierfreund sein könnte, wenn man nur das Wort Schwein und Hund einzeln betrachtet. Diese Art der semantischen Gymnastik hätte selbst George Orwell beeindruckt.

Doch der eigentliche Höhepunkt kommt erst: „Hitler war ein Kommunist!“ – ein Satz, der so dreist ist, dass er fast schon bewundernswert wirkt. Fast. Es ist, als hätte man das alte Monopoly-Spiel ausgepackt, die Spielregeln aus dem Fenster geworfen und entschieden, dass die Gefängnis-Karte plötzlich für einen Freiflug nach Mallorca steht.

Kommunismus, ein rotes Tuch für Braunhemden

Die historische Realität sieht bekanntlich anders aus. Hitler betrachtete den Kommunismus als seinen ideologischen Erzfeind und hat keine Gelegenheit ausgelassen, das auch blutig unter Beweis zu stellen. Tausende Kommunisten wurden im Dritten Reich verhaftet, gefoltert oder ermordet. Aber warum sollte so etwas die AfD-Chefin aufhalten? Es geht schließlich nicht um Fakten, sondern um das große politische Narrativ, das ihre Partei schon immer so gut beherrschte.

Weidels Aussage lässt eine fatale Botschaft durchschimmern: Die Gleichsetzung von linken Ideologien mit totalitären Systemen, egal wie absurd sie ist, hat einen Zweck. Es soll jegliche linke Politik diskreditieren und gleichzeitig die eigene rechte Agenda reinwaschen. Eine Art rhetorischer Waschsalon, in dem alles Unangenehme in den Buntwäsche-Zyklus gesteckt wird.

Eine simple Strategie

Warum macht Alice Weidel das? Weil es funktioniert. Die Strategie ist simpel: Verwirre die Menschen, zünde ein rhetorisches Feuerwerk und hoffe, dass niemand mehr weiß, wo oben und unten ist. Und mal ehrlich: Es ist ja auch viel einfacher, Hitler als Kommunisten zu bezeichnen, als sich mit den historischen Feinheiten von Sozialismus, Nationalsozialismus und Kommunismus auseinanderzusetzen. Details sind schließlich etwas für Eliten, und die mag man in Weidels Welt ohnehin nicht.

Die AfD inszeniert sich gerne als „libertäre konservative Partei“. Ein schöner Euphemismus für eine Gruppierung, die sich in Teilen von wirtschaftlichem Etatismus und nationalistischem Denken leiten lässt. Das klingt aber wohl weniger sexy auf einem Wahlplakat.

Hitler, der Kommunist – und andere Märchenstunden

Hitler als Kommunist. Das ist das Niveau der politischen Auseinandersetzung im Jahr 2025. Eine Behauptung, die nicht nur historisch falsch ist, sondern auch ein Zeichen dafür, wie wenig Respekt vor Geschichte in Teilen der politischen Landschaft übrig geblieben ist. Es ist ein Spiel mit der Realität, das nicht nur grotesk ist, sondern auch gefährlich.

Vielleicht, nur vielleicht, sollte man Alice Weidel und ihren geistigen Amoklauf nicht mit noch mehr Aufmerksamkeit belohnen. Vielleicht sollte man lieber darüber sprechen, wie man Menschen politische Bildung näherbringt, bevor sie anfangen, den nächsten Unsinn zu glauben. Aber, ach, das wäre wohl zu langweilig – nicht wahr, Frau Weidel?

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Als Integrationsblogger gründete ich 2010 diesen Blog, inspiriert durch die Sarrazin-Debatte. Geboren 1977 in Dortmund als Kind türkischer Einwanderer, durchlebte ich vielfältige Rollen: vom neugierigen Sohn zum engagierten Schüler, Breakdancer, Kickboxer, Kaufmann bis hin zu Bildungsleiter und Familienvater von drei Töchtern.Dieser Blog ist mein persönliches Projekt, um Gedanken und Erlebnisse zu teilen, mit dem Ziel, gesellschaftliche Diversität widerzuspiegeln. Als "Integrationsblogger" biete ich Einblicke in Debatten aus meiner Perspektive. Jeder Beitrag lädt zum Dialog und gemeinsamen Wachsen ein.Ich ermutige euch, Teil dieser Austausch- und Inspirationsquelle zu werden. Eure Anregungen, Lob und Kritik bereichern den Blog. Viel Freude beim Lesen und Entdecken!

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