Haben Sie Lust, eine Reise in ein wunderbares Land, zu machen, das sich Deutschland nennt und das verschiedenste Personengruppen vorweisen kann, wie Katzenbuckel, Duckmäuser, Klabusterbeerenkegler und auch Hofnarren/Hofnärrinnen, wie auch Schlabberer, die sich ganz in unserer Nähe befinden? Auch zu erwähnen die Nestbeschmutzer, die Kronloyalen, Kronzeugen und nicht zuletzt die Heuchler. Und falls Sie sich nirgendswo einordnen können, habe ich was für sie am Ende des Textes. Längst ist es kein Land mehr der Dichter und Denker, sondern der Stänkerer und Zänker. Ich werde nicht alle Personengruppen beschreiben können, dafür reicht meine Tinte, ähm mein Byte nicht aus, doch fange ich einfach irgendwo an.
Wie anfangs durch die Aneinanderreihung der Synonyme angedeutet, geht es in diesem Artikel um Migranten der sonderbaren Form, die Alibimigranten, die scheinbar alles besser wissen. Einige von ihnen sind zwar stark gegen Xenophobie, verachten aber genauso auch das Gutmenschentum[1]. Die Fremdenfeindlichkeit ist ihr zu bekämpfender Feind. Wie kann es anders sein? Menschen, die selbst einen Migrationshintergrund haben, können keine Xenophoben sein. Anstatt zu erkennen, dass es bei der ganzen Debatte nicht vorwiegend um die Politik in der Türkei aber auch nicht um eine bestimmte Ethnie, genauso wenig um Alevitentum, Sunnitentum oder Schiitentum geht, haben gewisse Personengruppen, siehe oben, nichts besseres zu tun, als die Hofnarren zu spielen und ihre eigenen Landsleute anzupöbeln. Doch ist das solch eine vergebliche Liebesmüh, denn genau die bekommen von den Islamophoben auch ihr Fett weg, schließlich geht es um eine genetische Anlage, die kriegt ein islamfeindlicher Ursprungsmoslem auch nicht weggewischt.
Dabei versucht solch eine Gattung von Migranten alte Rechnungen zu begleichen, die jedoch in dieser Debatte völlig fehl am Platz sind. Sie glauben wirklich, dass sie beim Austragen der innergesellschaftlichen Konflikte, thematisch vorwiegend aus der Türkei exportiert, bei irgendwem gut ankommen. Sie spalten fleißig und kraulen den großen Spaltern auch noch den Rücken. Wie gesagt, geht es nicht um eine bestimmte Ethnie bei der Integrationsdebatte, es geht um Menschen und dabei geht es auch um Menschenverachtung sowie menschenverachtende Äußerungen. Aber das sehen die Anbiederer offensichtlich nicht so.
Wenn man von Linksradikalen spricht, die wohlhabend sind, so fällt auch der Begriff „Kultursozialismus“. Den realen Sozialismus würden diese nämlich keinesfalls überleben, wird ihnen nachgesagt. Eine vernichtende Kritik mit einer Prise Totschlagargument. Doch wie sieht es bei den Kulturmuslimen aus? Sie sind Muslime, die nicht praktizieren, aber wenn Kritik gegen den Islam laut wird, so sind sie beim Widerstand auch dabei, eine gewisse Loyalität begleitet mit Sentimentalität, weil niemand bitte sehr seine Wurzeln, seine Identität angreifen darf. Auch eine atheistische Türkin fühlt sich bei ihrer eigenen zeremoniellen Trauung in der Kirche wie eine Verräterin. Womöglich ein Zeichen des kollektiven Unbewussten (Lagerstätte des psychischen Erbes der Menschheitsgeschichte)[2].
In den letzten Jahren sind Begriffe wie „Islamophobie“, „Xenophobie“, „Antisemitismus“, „Gutmenschentum“ etc. auf Hochkurs und da rückt zusammen, was zusammen rücken muss. Es gibt aber auch welche, die aus dem Raster fallen. In der Statistik nennt man diese dann „Ausreißer“. Eine gewisse Messunsicherheit ist vorhanden, das dürfte Statistikern ein Begriff sein. Ob diese unter die Kategorie „auffällig“ fallen, ist unwahrscheinlich, jedenfalls bei der statistischen Auswertung. Doch bei realen Personen dieser Code-Gattung spielt der Wunsch nach „Aufmerksamkeit“ wohl eine große Rolle und hierbei ist das „Auffallen“ sehr stark intendiert. Dazu gehören aber auch die, die nicht so laut denken, nur untereinander tuscheln mit den Worten: „ja, unter meinen Landsleuten gibt es wirklich Schmarotzer, die auch von meinen Steuern leben“. Noch besser sind diejenigen, hier noch eine Kostprobe: „ja, unsere türk. Jugendlichen pöbeln deutsche Kinder an“. Rütli lässt auch noch grüßen. Ganz schlimme Zustände. Noch gestern las ich in einem Leserkommentar: „Gewaltwellen von Migranten in Deutschland nicht gelöst…“. Bei Eingabe dieser Wörter in Google, lässt sich viel Berichterstattung darüber finden, meist auch ein Vorwurf zu lesen, dass die Fakten über die Migrantengewalt von den Linken unter den Teppich gekehrt wird. Kirsten Heisig dürfte einigen ein Begriff sein, die, unter anderem mit ihrem Bestseller für mehr Aufregung gesorgt hätte, wenn Sarrazins Buch nicht erschienen wäre, sagte mal eine Kollegin von mir. Heisig hat die Jugendgewalt in seiner brisantesten Form mit Beispielen aus dem Bezirk Neukölln (über türkische und arabische Jugendliche) geliefert und im Juli 2010 in den Freitod gegangen. Die Irrtümer in ihren Thesen wurden vom Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Pfeiffer, aufgegriffen und erläutert. Dabei stellte sich, kurz gefasst, heraus, dass der Vergleich von Äpfeln mit Birnen und die Ausblendung der Dunkelziffer, die Unterschiede der Jugendgewalt bei deutschen und türkischen Jugendlichen erheblich senken würden.
Siehe auch hier: Christian Pfeiffer vs. Kirsten Heisig
Es geht weiter mit den „Ausreißern“: Diese möchten weder zu Opfern der Gesellschaft degradiert werden, noch hegen sie Sympathien für „Gutmenschen“. Sie sind gegen Xenophobie, weil sie selbst Fremde sind. Die Zuflucht suchen sie genau bei denen, die ihnen weiß gemacht haben, dass alle außer einige wenige auf dem Holzweg sind. All die Vorwürfe der Islamophobie sind für diese Personen pure Verschwörungstheorien, denn es gäbe geringen bis keinen Tatbestand, der dies bestätigt. Dahinter stecke doch pure Interessenvertretung von der Integrationsindustrie.
Du bist Türke, Kurde oder Araber, bist Muslim und widersetzst dich gegen den Status des Opfers, dieser Status wird auf Kosten deiner Landsleute getragen und das stört dich. Da fängt eigentlich das Problem an: Viele Migranten bezeichnen sich nicht zwangsläufig als Opfer, sie und ihre Mitstreiter verweisen lediglich auf die strukturelle und gesellschaftliche Diskriminierung, die im Lande herrscht und bei Politik sowie bei den Massenmedien Wohlgefallen findet. Es hat einen immensen Nachrichtenwert, doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Auch werden bestimmte Themen in der Unterhaltungsindustrie bewusst eingesetzt. Sie hat immer wieder die gleichen Akteure, die sich auf Kosten der anderen profilieren. Der Durchschnittsbürger wird wesentlich von den Bedingungen und Verhältnissen geformt, die ihn umgeben. Der Großteil der Bevölkerung in den westlichen Staaten ist subjektiv in das bestehende System integriert, denkt und handelt weitgehend in dessen Sinne und ist zumeist gleichzeitig überzeugt, frei und unabhängig zu sein[3]. Die Bewusstseinsindustrie vertieft diesen Verinnerlichungsprozess in vielfältiger Weise. Schon unter der faschistischen Herrschaft kam es in Deutschland zu einer gezielten politischen Nutzung der manipulierenden Möglichkeiten der Unterhaltungsindustrie. Das Ablenkungsmanöver der Unterhaltungsindustrie von heute sieht etwas anders aus. Die Realitätsferne ist eine andere, denn hier wird das eigentliche Problem durch ein Scheinproblem ersetzt und tagtäglich aufs Neue thematisiert. Es gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit, was an 1. Stelle schon platziert ist. Die Sendungen, Talks und Nachrichten setzen die Agenda (Agenda Setting). Das Agenda Setting[4] ist die Grundlage für die Theorie der Schweigespirale[5]. Grob beschrieben lautet es bei dieser Theorie: „Wenn andere ihre Klappe aufreißen, reiß ich auch meine Klappe auf“.
Nun gibt es Spezies, die die Ursache-Wirkung Theorie umdrehen. Es wird unterstellt, dass Muslime besonders auffallen und viel über sie berichtet und auch viele Studien geführt werden. Dass sie im Rampenlicht stehen, habe einzig und alleine damit zu tun, weil SIE es verursachen würden. Wer an einer Universität studiert hat und über Migranten eine wissenschaftliche Arbeit schreiben musste, weiß nur zu gut, dass die Literatur dahingehend ungenügend war. Heute reißt man sich darum, habe ich das Gefühl. Auch glauben welche Spezies daran, dass der Begriff „Islamophobie“ von Khomeini erfunden wurde, um den islamistischen Terroristen vom Täter in ein Opfer zu verwandeln. In den Massenmedien wimmelt es nur so von Botschaften, die islamophobes Gedankengut füttern. Doch wie sieht es mit der Etymologie dieses Begriffes eigentlich aus? Wer lesen kann, ist klar im Vorteil und die Herkunftsgeschichte des Begriffes „Islamophobie“ ist ein völlig anderer
Und nun zurück zur Medienanalyse. Ein Paradebeispiel liefert die Boulevard-Zeitung. Wer sonst ist in dieser Hinsicht so zuverlässig wie die Bild-Zeitung?
So titelte die Bild-Zeitung vom 23.11.2010: die bittere Wahrheit über Ausländer und Hartz IV-
Auf der 1. Seite der Zeitung wird fortgesetzt mit den erschütternden Zahlen, wie z.B. 90 Prozent der Libanesen und 26 Prozent der Türken beziehen Hartz IV.
Dass die tatsächliche Anzahl der Libanesen insgesamt in Deutschland nur aus 36.960 Personen besteht und im Vergleich zu den türkischen Mitbewohnern einen sehr geringen Prozentsatz ausmacht, ist beachtlich. Die Anzahl türkischer Bewohner in Deutschland macht den größten Anteil aus und die Hartz IV Empfänger aus dieser Gruppe sind prozentual gesehen fast an unterster Stelle auf der Liste. Nämlich: Die Liste der Hartz IV Bezieher besteht aus 25 verschiedenen Nationalitäten und die Türken besetzen die 17. Stelle.
Und nun können sich gewisse Personengruppen noch einmal Gedanken darüber machen, welchen Umfang die Sozialschmarotzer in Wirklichkeit aufweisen und ob dieses ein relevanter Grund für den großen Aufruhr ist. Die Angst vor dem politischen Islam ist entstanden. Dies mutierte jedoch zu etwas Unglaublichem; sie wandelte sich nämlich in eine real existierende Angst vor dem Nachbarn mit muslimischem Hintergrund. Und wenn Dir das alles fremd vorkommt, dann lebst du schlicht und einfach am politischen und gesellschaftlichen Geschehen vorbei, weil du zur Personengruppe „unpolitischer rosa-rot-sehender Mensch“ gehörst.
[2] C.G. Jung
[3] Negt/Kluge, Öffentlichkeit und Erfahrung,
[4] Agendasetzung bezeichnet das Setzen konkreter Themenschwerpunkte.
[5] Die Theorie postuliert, dass die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, in bestimmten Fällen von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung abhängt.