Es gibt Sätze, die eine eigene Kategorie verdienen. Sie sind weder besonders originell, noch zeugen sie von fundierter Kritik – und doch tauchen sie immer wieder auf, wie eine alte Schallplatte mit Sprung. „Wenn es Ihnen hier nicht gefällt, können Sie ja zurückgehen, wo Sie herkommen!“ ist einer davon.
Ein Kommentar, der nicht nur viel über den Absender aussagt, sondern auch über die scheinbare Vorstellungskraft eines Teelöffels verfügt. Aber gut, ignorieren wir mal für einen Moment den offensichtlichen Mangel an Kreativität und gehen tiefer ins Detail.
Von Herkunft und Heimatgefühlen
Die Ausgangslage ist simpel: Ich, geboren und aufgewachsen in Dortmund, schreibe einen Blog über Integration, Religion und gesellschaftliche Dynamiken. Ein Thema, das offenbar die falschen Knöpfe bei einem Herrn oder einer Frau „Ich sage ja nur die Wahrheit“ gedrückt hat. Die Antwort? Der altbekannte Klassiker: „Wenn es Ihnen hier nicht gefällt…“ Ach, wie schön wäre es, wenn dieser Satz wenigstens einmal von jemandem käme, der tatsächlich etwas Konstruktives beizutragen hätte.
Doch statt konstruktiver Kritik oder einer gehaltvollen Diskussion gibt es nur den reflexartigen Griff in die Mottenkiste der Stereotype. Warum? Weil es leichter ist, Menschen auf ihre „Herkunft“ zu reduzieren, als sich ernsthaft mit den Themen auseinanderzusetzen, die sie ansprechen. Es ist das verbale Äquivalent dazu, den Kopf in den Sand zu stecken und laut „La-la-la“ zu rufen, wenn die Realität unangenehm wird.
Die Reaktion: Ironie als Werkzeug
Natürlich hätte ich den Kommentar auch ignorieren können. Aber warum sollte ich? Warum sollte ich so tun, als ob solche Äußerungen keinen Platz in einer Antwort verdienen? Stattdessen habe ich den Ball aufgenommen und zurückgespielt – mit einer kleinen Zeitreise in die Jahre 1933 bis 1945. Ein Vorschlag, der nicht nur eine historische Parallele zieht, sondern auch eine klare Botschaft sendet: Wer anderen Menschen ihre Zugehörigkeit abspricht, sollte sich fragen, welche ideologischen Abgründe er da eigentlich bedient.
Ja, ich weiß, Ironie und Sarkasmus sind nicht jedermanns Sache. Aber in einer Welt, in der man sich ständig mit Ressentiments und Engstirnigkeit herumschlagen muss, sind sie manchmal die einzige Möglichkeit, den Wahnsinn erträglich zu machen. Und seien wir ehrlich: Der Kommentar hat es verdient.
Was solche Kommentare wirklich verraten
Das Interessante an solchen Aussagen ist, dass sie viel mehr über den Absender aussagen als über den Empfänger. Sie verraten Unsicherheit, mangelndes Verständnis und eine enorme Abneigung gegenüber Veränderung. Denn seien wir ehrlich: Wer sich sicher fühlt, muss anderen nicht ständig sagen, dass sie hier „nicht hingehören“.
Dabei ist die Ironie kaum zu übersehen: Menschen wie ich sind längst ein fester Bestandteil dieser Gesellschaft. Wir zahlen Steuern, ziehen Kinder groß, engagieren uns – und doch gibt es immer wieder Stimmen, die uns auf etwas so Banales wie unsere (vermeintliche) Herkunft reduzieren wollen. Es ist, als ob jemand ins Wohnzimmer stürmt und verlangt, dass man das Haus verlässt, weil einem die Wandfarbe nicht gefällt. Lächerlich? Absolut.
Die eigentliche Frage: Wem gehört dieses Land?
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Solche Kommentare haben nichts mit der Realität zu tun. Sie sind ein Überbleibsel einer Denkweise, die längst aus der Zeit gefallen ist. Deutschland gehört denen, die hier leben, arbeiten und Teil dieser Gesellschaft sind – unabhängig davon, ob sie seit drei, dreißig oder dreihundert Jahren hier sind.
Und ja, ich werde mir weiterhin solche Kommentare vorknöpfen. Nicht, weil ich mich angegriffen fühle, sondern weil ich es leid bin, dass solche Phrasen unkommentiert bleiben. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Und wenn es eines gibt, was ich in Dortmund gelernt habe, dann das: Ich bin hier zuhause – ob es manchen passt oder nicht.