Wieder einmal ein „Brennpunkt“ und alle Jahre wieder das leidige Thema mit dem Kopftuch. Diesmal wird die Debatte entfacht in der berühmt berüchtigten Dortmunder Nordstadt. Der Ort, an dem ich selber aufgewachsen bin. Das St.-Johannes-Krankenhaus kündigt einer Krankenschwester, weil sie ihr Kopftuch während der Arbeit getragen hat.
Die Stellv. Bezirksbürgermeisterin Gerda Horitzky schrieb daraufhin einen Leserbrief an die Presse. Die Kündigung der Krankenschwester sei nach ihrer Meinung richtig gewesen. Sie begründet es damit, dass die christlichen Konfessionen muslimisch unterlaufen würden.
„Ich als Nordstädterin würde im Krankheitsfall ins St.-Johannes-Krankenhaus gehen, um mal eine Zeit ohne Kopftücher zu erleben“,heißt es weiter.
Für Muslime seien die Christen „Ungläubige“, behauptet Horitzky. In der Nordstadt gäbe es zu viele Muslime, die die Integration schwieriger machten.
Auf die Anfrage der WAZ Antwortet die „72-Jährige“ folgendes:
„Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nur noch Kopftücher. Ich will aber keine mehr sehen!“ Dies sei nicht diffamierend oder diskriminierend.
So, so, die Dame möchte also „eine Zeit erleben ohne Kopftücher“. Schauen wir uns doch mal Dortmund an, ob so eine Zeit möglich ist. 2013 wurde eine Statistik über die Bevölkerung in Dortmund veröffentlicht. Es gäbe 177 000 so genannte „Einwohner mit Migrationshintergrund“ in Dortmund, wobei die stärkste Gruppe der Migranten stellen 41 000 Einwohner türkischer Herkunft dar. Die Nordstadt gilt als der Brennpunkt in Dortmund. In jeder Ecke gibt es Moschee-Vereine verschiedener Nationalitäten. Der größte Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund sei in der Nordstadt.
Schlechte Karten für kopftuchfreie Zonen
Die Einwohner aus der Nordstadt fahren im Krankheitsfall in der Regel entweder in die städtischen Kliniken oder ins St.-Johannes-Krankenhaus. Vor allen Dingen, wenn es um Entbindungen geht, haben beide Krankenhäuser eine Entbindungsstation. Im Krankheitsfall hat Frau Horitzky also keine Chance, in ein kopftuchfreies Krankenhaus zu kommen, weil es dort eben auch Patienten mit Kopftüchern geben wird. Es reicht also nicht, dass die Mitarbeiter kopftuchfrei sind.
Frau Horitzky hat hier zwei Möglichkeiten: Entweder sie freundet sich mit den Einwohnern in der Nordstadt an und versucht, sie zu verstehen oder sie zieht dahin, wo der Pfeffer wächst, nämlich in eine kopftuchfreie Zone. Das Problem ist nur, was macht Frau Horitzky im Krankheitsfall?
Die umliegenden großen Krankenhäuser liegen in Dortmund-Hörde und Lütgendortmund, die ebenfalls einen hohen Einwandereranteil aufweisen. Den geringsten Migrationsanteil bietet Dortmund-Aplerbeck mit 8{29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040}. Das wäre doch für Frau Horitzky ein Kompromiss, oder?
Allerdings wird sie bei den Krankenhäusern nicht drum rumkommen. Dort gibt es keine kopftuchfreien Zonen.
Da gibt es aber noch ein weiteres Problem: Sie ist Stellv. Bezirksbürgermeisterin von der Nordstadt. Damit ist sie Vertreterin der Stadt und Ansprechpartnerin aller Bürger dort. Bezirksbürgermeister Ludwig Jörder (SPD) zufolge seien ihre Äußerungen mit ihrem Amt deshalb nicht vereinbar. Für Steffen Kanitz, den Kreisvorsitzenden der CDU, vertrete sie damit nicht die Haltung der CDU. Gerade deshalb bin ich froh, dass nicht alle in der CDU so denken wie Gerda Horitzky.
There’s No Sharia in North Korea
Gerda Horitzky sollte ihr Amt niederlegen, da sie als Stellv. Bezirksbürgermeisterin mit dieser Einstellung für die Nordstadt nicht mehr tragbar ist. Dadurch würde sie auch ihre Blicke auf Kopftücher auf ein Minimum reduzieren und sich nicht ständig gestört fühlen. Zu raten wäre ihr auch, dass sie in eine kopftuchfreie Zone zieht, wenn es ihr in der Nordstadt nicht mehr gefällt. Ob sie so eine Zone findet ist eine andere Frage.
Die Nordstadt wird zwar als „Brennpunkt“ bezeichnet, ist aber durch die Kulturvielfalt eine Bereicherung für Dortmund. Jedes Jahr findet auf der Münsterstrasse ein Multi-Kulti-Fest statt, wo verschiedene Einwandererselbstorganisationen ihre Stände öffnen und ihre Kultur auf der Bühne präsentieren. So ein friedliches Miteinander darf nicht durch solche primitiven Debatten gestört werden.
Weiß die Frau eigentlich, dass es in ihrer Partei auch Muslime gibt? Vielleicht sollten ihre Kollegen sie mal dran erinnern. Wie sagen Sie so schön, Frau Horitzky? „Dies ist nicht diffamierend oder diskriminierend. Es ist so wie es ist.“ Fühlen Sie sich also nicht diskriminiert von mir. Sehen Sie es als Hilfestellung. Und notfalls können wir Ihnen gerne eine Empfehlung für einen garantiert kopftuchfreien Lebensabend geben, nämlich das hier.
Der besorgte Deutschtürke auf dem Bild hat auch noch einige Worte an Sie, Frau Horitzky.
[avatar user=“Deutschtuerke“ size=“original“ align=“center“ link=“http://i-blogger.de/schafft-lieber-rassismusfreie-zonen/“ target=“_blank“]Die Antwort vom besorgten Deutschtürken auf den Brief von Gerda Horitzky[/avatar]