BikeBlogBerlin und Amsterdamize, Ost-Blog, Tonträger-Blog und grüne Blogs für mehr Nachhaltigkeit. Kochblogs für alltagstaugliches Kochen und Cupcake-Kunst, Lernblogs, Fashionblogs, Reiseblogs. Es gibt kaum ein Thema, zu dem man in den Weiten des World Wide Web nicht einen Blog finden würde und kein Magazin, in dem nicht eine „Top-Bloggerin des Monats“ für ihren unkonventionellen Style ausgezeichnet würde.
Aber nicht nur selbsternannte Fashionistas und abenteuerlustige Backpacker bloggen, was das Zeug hält. Auch Politiker sind auf den Blogger-Zug aufgesprungen. Gibt es das Parteiprogramm von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nun auch im Blogformat, hört man an anderer Stelle „Papstgeflüster“, ein Blog über die Reisetätigkeiten des Papstes. Und auch Hobby-Detektive haben das Blog als Medium für sich entdeckt
– so zum Beispiel die Amerikanerin Michelle McNamara, die auf ihrem Blog True Crime Diary über ungelöste Mordfälle bloggt. Zumindest auf die Bloggerszene scheint es zuzutreffen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Seit wann aber gibt es diese Blogger-Manie? Wer sind die Blogger und was können sie bewirken?
Blogs für mehr Demokratie
„The best response to abuses of openness is more openness“ (Ito, 2005)
Mehr Demokratie durch Blogs – ist das möglich? Als unabhängiges Medium der Onlinekommunikation erfüllen Weblogs eine wichtige Funktion. Besonders in repressiven Gesellschaften bieten Weblogs die Möglichkeit, auf bestehende politische oder gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen, indem sie jenseits staatlich zensierter Medien einen öffentlichen Raum für Diskussion schaffen. Obgleich zahlreiche Weblogs zensiert, die Betreiber regimekritischer Blogs eingeschüchtert oder mit Haft bestraft werden, wächst die Blogosphäre auch in repressiven Staaten.
Welche Bedeutung Weblogs haben, zeigt sich auch in Kriegsgebieten, in denen Weblogs (sog. War-Blogs) als Medium für eine realistische und authentische Berichterstattung genutzt werden. Erfüllen Weblogs in unterdrückten Staaten und Kriegsgebieten die Funktion eines zensurfreien und unabhängigen Informationsaustauschs, kommt Weblogs auch in demokratischen Ländern eine große Bedeutung zu. So beschrieb Albert Grunwald, der Leiter des Büros für Technikfolgen-Abschätzung des Deutschen Bundestag, das Internet als eine der gegenwärtig wichtigsten technischen Entwicklungen mit dem Potenzial zur Veränderung der kulturellen Grundlagen demokratischer Politik.
Vor diesem Hintergrund liegt der Nutzen von Weblogs auf der Hand. Sieht man von internationalem Terrorismus, globaler Umweltverschmutzung und den Folgen der Globalisierung ab, sind Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit politische Entwicklungen, die die demokratische Struktur westlicher Industrienationen zu schwächen drohen. Ein Grund für die Abnahme des politischen Interesses bzw. politischer Partizipation wird in einer repräsentativen Studie, die 2004 im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung durchgeführt wurde, genannt: So gaben etwa 55 {29198b972399c81ed5054510dfa220ef2abbd08e78f3050c7d7070df681d4040} der Befragten an, keine Möglichkeit für sich zu sehen, Einfluss auf das Regierungshandeln zu nehmen. Eine sinkende Wahlbeteiligung sowie ein geringeres Vertrauen in die Demokratie sind Folgen dieser Entwicklungen.
Mit der Ausbreitung des Internets sah man eine Möglichkeit, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken und den politischen Diskurs durch Einbeziehung der Bürger in politische Entscheidungsprozesse anzuregen. Ein Ende der Demokratiekrise war jedoch nicht in Sicht. Trotz zahlreicher sog. E-Government- und E-Democracy-Projekte blieb ein Anstieg der politischen Beteiligung aus. Von Weblogs verspricht man sich nun eben jene Wirkung, die man sich schon damals erhofft hatte. Ob und inwiefern Weblogs als Medien zur Steigerung der politischen Partizipation geeignet sind, muss sich nun zeigen.
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