Wie die Jahreszeiten kommen und gehen, merken wir nur selten. Wir wissen, dass wir am Ende einer Jahreszeit uns umzustellen haben. Umstellen müssen wir uns auf klimatechnische Veränderungen. Der Winter ist vor der Tür und die Kinder erwarten den ersten Schnee voller Freude. Wenn der erste Schnee gefallen ist, wie kleine Perlen auf die steinigen Wege oder auf die einst grünen Wiesen, wissen die Kinder;
Erwartungen gehen in Erfüllung und die Zeit, über die man meint, sie vergeht nicht; doch sie vergeht. Warten ist die beste Medizin für kindliche, ja ungeduldige Phasen unseres Lebens. Wir erwarten einen Winter, dass der Herbst mal da war, haben wir fast vergessen. Kinder freuen sich. Erwachsene sind unsicher. Wenn der Winter sich an einem regnerischen oder sonnigen Morgen wieder von uns verabschiedet, werden wir alle, Kinder und Erwachsene, erkennen und lernen;
Das Leben ist ein Geben und Nehmen, wie das Kommen und Gehen! Jedes Kommen und Gehen, jedes Geben und Nehmen hat eine Verbindung mit einer Veränderung.
Jeder Wechsel in unserem Leben ist die Geburt einer Unsicherheit. Wohnortwechsel oder Arbeitsplatzwechsel… Der Wechsel als Wort wird im Alltag nicht oft verwendet, aber im Alltag findet dieses Wort seine Bedeutung. Es gibt keinen Alltag, auch der Tag wechselt seine Facetten.
Wer kennt nicht das Gefühl, das über das Herz herrscht, wenn ein Wohnort gewechselt wird. Wie sind die neuen Nachbarn? Wie wird der Nachbar von unten auf meine Kinder reagieren, wenn sie sonntags morgens um halb sieben, ihre lebendigen Spiele starten? Eine Ungewissheit zieht mit uns. Wir ziehen von Ort zu Ort und unsere Ängste oder Hoffnungen sind die, die am einfachsten zu transportieren sind. Ängste und Hoffnungen, tragen wir in unseren Herzen, wieder von Ort zu Ort. Wirklich. Die Heimat ist in dem Moment keine Sehnsucht mehr oder ein Ort, der bestimmten Merkmalen unserer Erinnerungen entspricht, sondern, die Heimat ist dann die Mitte unseres Körpers; unser Herz. Dort, wo sich Freude und Schmerz beheimatet fühlen.
Man nehme das Herz und schaue in sie hinein!
Besuche den Menschen nicht in seinem Haus, dessen Eingang eine Tür ist, sondern besuche den Menschen dort, wo es seine Ängste und Hoffnungen trägt. Dann wirst Du sehen, dass es nicht wesentlich ist, den Orten Namen zu geben oder den Häusern die Hausnummern…Auch nicht wesentlich ist, die Menschen bei Namen zu nennen…
Ein Dichter aus der Türkei, dem Ursprung meiner leiblichen Sprache, hat diesen Zustand seiner Gefühle, vielleicht seiner Erkenntnis , folgendermaßen beschrieben und mit uns geteilt:
Nicht ich bin im Exil,
sondern mein Exil ist in mir!.
Integrationsdebatten hin oder her. An diesem Punkt sind wir alle in eine Wirklichkeit integriert. Die Wirklichkeit der sich verändernden Zeiten. Der Wirklichkeit, “ Mensch zu sein“ oder “Mensch zu bleiben“. Integriert sind wir in die Leitkultur der Veränderungen.
Der Schnee wird uns schnell mit unserer Hilflosigkeit bekanntmachen und uns nahebringen;
Du Mensch, der Du meinst, über Dinge zu herrschen;
Du Mensch, der Du meinst,
schlechter oder besser zu sein,
als Deine Wesensgleichen,
Siehe endlich und schaue sie an, sie, die Wirklichkeit,
es gibt die Dinge, die über Dich herrschen!
Der Wechsel der Jahreszeiten ist hier nur, ein sich anbietendes, über uns herrschendes Phänomen, das erwähnt wird. Es soll unsere Aufgabe sein, die verändernden Umstände frühzeitig zu erkennen und zu deuten. Zu deuten aus der Perspektive des Menschseins. Mit Herz und Seele und mit Angst und Hoffnung.
Jeder Wechsel ist ein Zeichen für uns Menschen, den Wechsel als Naturphänomen zu begreifen und selbst in die Hand zu nehmen und zu sehen; wenn sich die Jahreszeiten ändern und die Farben der Tage, dann muss ich auch mit meinem Herz beginnen, mich zu verändern. Nicht große Veränderungen, aber doch auch ich muss mich in den kleinen Teilen meines Wesens verändern.
Beginnen zu hinterfragen, meine Einstellungen, die geerbten Sitten und Bräuche oder Kummer und Sorgen. Kann diese Veränderung in uns konkretisiert werden? Ja.
Zum Ende besuche ich mich in meinem Herzen, das sagt folgendes und das gesprochene Wort meines Herzens, möchte Euch bitte auch in Euren Herzen erreichen:
Ich beginne noch einmal zu lieben. Nicht nur die, die mich lieben, sondern auch die, die mich nicht lieben. Ein Versuch ist es wert.
Ich höre eine Stimme, die flüstert:
Komm! Wer Du auch immer sein magst…zu sagen,
ist die konforme Art, Deine Hilfe anzubieten.
Wichtig ist, dort hinzugehen, wo Deine Hilfe benötigt wird.
Somit mache ich mich auf den Weg und gehe zu denen, die nicht zu mir kommen (oder kommen können). Ich habe die Absicht, die zu treffen, die ein gebrochenes Herz und verletzte Hoffnungen in sich tragen. Vielleicht kann ich dort etwas bewirken, vielleicht aus zwei, in der Mitte gebrochenen Herzen, ein ganzes Herz machen.
Ich verändere mich. Ich habe die Gewissheit, dass ich meine kleine Welt mittels meiner kleinen Schritte, in Richtung Nachbarschaft, in der Richtung der Teilbarkeit des Brotes, in Richtung der Herzlichkeit mitgestalten kann. Aber eine Voraussetzung noch: ich darf hier nicht länger sitzen, aus dem Fenster schauen und die Spiele der Kinder beobachten. Ich muss raus auf die Straßen gehen und mich im Spiel anbieten. Nicht nur meine Kinder als die meine, sondern die Kinder Afrikas, dem schwarzen Kontinentes ebenfalls als meine Kinder wissen.
Mal an der Nachbarstür klopfen und in die kleine Welt meiner Nachbarin schauen. Manchmal meine eigene Tür, in meine kleine Welt öffnen, damit wir in dieser, für uns “groß und teuer verkauften Welt “ uns nicht aus den Augen verlieren. Ich weiß, der Mensch ist ein soziales Wesen und wir sind aufeinander angewiesen. Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit der anderen beginnt. Deren Beginn und mein Ende muss ich hinnehmen.
Die Welt ist nicht (mehr) groß. Die Welt ist dort, wo Du, wo ich lebe. Und die nächste Grenze trägst Du alleine in Dir…und ich in mir…
Ich beginne, mich zu verändern. Die Jahreszeiten; ja sie sind eine wunderbare Quelle der Inspirationen… lasst uns doch einfach diese Zeiten der Veränderungen teilen!
Ich grüße Euch, an dem dritten Tag des Opferfestes.
Ich wünsche, wenn ich schon einmal das Wort Fest hier erwähne, eine besinnliche Vorweihnachtszeit allen, die meinen, die Welt ist dort, wo wir gemeinsam leben. Und irgendwo weit, nicht sehr weit weg von unseren kleinen Welten, gibt es Kinder, die neben unseren leiblichen Kindern in unseren Herzen als leibgewordene Kinder, mit uns leben und auf ein Stück zu teilendes Brot oder Gruß warten…